1990 durchs Brandenburger Tor: Der schönste Marathonlauf aller Zeiten.

 

 

 

In der 75-jährigen Geschichte des Landessportbundes hat das Titelbild der Oktober-Ausgabe 1990 von „Sport in Berlin“ eine besondere, ja historische Bedeutung: Es zeigt den ersten Marathonlauf durch das Brandenburger Tor im vereinten Berlin vom 30. September 1990.

 

 

 

 

Die beiden Stadtoberhäupter Walter Momper (West) und Tino Schwierzina (Ost) gaben den Startschuss, 25.000 Läuferinnen und Läufer aus 61 Ländern machten sich auf den Weg. Der Australier Steve Moneghetti lief Jahres-Bestzeit und die noch Ost-Berlinerin Ute Pippig stürmte in Strecken-Bestzeit ins Ziel.

Der Erfinder des Berlin-Marathons, Horst Milde (86), kommt ins Schwärmen und erinnert an die Initiativgruppe „Laufen“ aus Ost-Berlin, die mit zum Neujahrslauf 1990 aufrief und am 12. November 1989 (!) den damaligen Oberbürgermeister Erhard Krack bat, sich für einen gemeinsamen „Berlin-Marathon 1990“ einzusetzen: „Dieser Lauf wäre ein Beitrag des Berliner Sports zur Festigung der Fundamente unseres gemeinsamen Hauses Europa und ein wirksamer Beitrag zur Völkerverständigung“. Die Vision wurde in die Tat umgesetzt. Die Presse titelte „Der schönste Marathonlauf aller Zeiten…“.

Das Foto schoss Altmeister Heinrich von der Becke, der noch einmal zur Kamera griff und dessen Vermächtnis heute vom Sportmuseum Berlin gepflegt wird (www.vonderbecke.de). Es wird auch im großen Marathon-Buch von Gerd Steins und Horst Milde zu finden sein, das sich gerade im Druck befindet.

Auf dem Foto fehlt die Quadriga. Sie wurde in ihrer langen Geschichte diesmal nicht von Napoleon nach Paris entführt, sondern in der Bildgießerei Hermann Noack restauriert und mit Eisernen Kreuz und Preußen-Adler „wiedervereint“. Letzteres geschah im Übrigen friedlich, nachdem die DDR in ihren letzten Jahren überraschenderweise das alte Preußen und auch den Offizierswiderstand vom 20. Juli 1944 für sich entdeckt hatte.

 

Beitrag aus

„Sport in Berlin“, Ausgabe 4 – 2024

75 Jahre LSB Berlin

 

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