Sportgeschichte zum Anfassen – die Fußball-Route Berlin.

 

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Das bei der Mitgliederversammlung des Landessportbundes Berlin 2012  vom Berliner Fußball-Verband vorgestellte Konzept einer „Fußball Route“ war faszinierend: Mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs zu markanten Punkten der Berliner Fußballgeschichte, das gab es in der Sporthauptstadt noch nicht. Also Fußball und Sportentwicklung zum Anfassen, zum Kennenlernen der Kieze und Vereine. Wer weiß denn heute noch, wo   Deutschlands ältester Fußballverein, der BFC Germania 88, gegründet wurde? Oder, wer im 19. Jahrhundert auf dem Tempelhofer Feld kickte, wo Sepp Herberger in seinen Berliner Jahren wohnte, Hertha und Union ihre Erfolge und Niederlagen erlebten, die Ost-West-Auseinandersetzungen den Sport teilten und was sonst noch wann und wo nicht nur die Fußballwelt bewegte? Die ‚Fußball Route‘ will Antworten bringen – und das Vorhaben geht jetzt in die Realisierungsphase

 

Vor 1900: Germania-Spielszene

Germania 88 vor 1900 (Foto: BFV)

 

 

 

Das ambitionierte Projekt ist inzwischen ein großes Stück weitergekommen, Konzept und Finanzierung stehen, eine Homepage – fussballrouteberlin.de –  informiert über die vorgesehenen Strecken und ein gemeinnütziger Trägerverein – „Sport:Kultur e.V.“ – wurde gegründet. Zum DFB-Pokalfinale im Juni wurde ein erstes Teilstück eröffnet, vom Brandenburger Tor nach Westen zum Olympiastadion und zu Hertha BSC. Insgesamt 11 Stationen von mehr als 40, die noch geplant sind. Die nächsten 11 Stationen folgen im Frühjahr 2014, wieder vom Brandenburger Tor, diesmal nach Süden über Mitte und Kreuzberg zum Tempelhofer Feld und bis nach Mariendorf. Es soll auch zwei Nebenrouten geben, so mit einem Abstecher zum „Turnvater Jahn“ in der Neuköllner Hasenheide und zum weit entfernten Stadion ‚Alte Försterei‘ von Union in Köpenick.

 

An jeder Station wird eine auf Dauer verankerte Stele mit Text und Fotos etwas über die Entwicklung des Fußballsports, der umliegenden Sportstätten und der dort ansässigen Vereine aussagen. Allerdings: Die Stelen sind noch nicht aufgestellt, weil jeder Bezirk seine eigenen Genehmigungsverfahren dafür hat und die Ideengeber auf eine harte Probe stellen möchte. Jeder kennt die ‚Bürokratur‘ der Tiefbauämter, Verkehrsbehörden und Bezirksgremien, wenn es darum geht, Laufveranstaltungen, Radrennen oder Sportevents über die Bezirksgrenzen hinaus zu veranstalten. Diesmal wird die Fußball Route ausgebremst.

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 Prototyp der Stelen beim BFV-Neujahrsempfang 2012 (Foto: BFV)

 

Die Stelen sollen für mindestens 5 Jahre Bestandteil der Stadtgeschichte werden und ähnlich des Geschichtspfades rund um den Olympiapark oder der gerade zum Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“ aufgestellten Erinnerungstafeln möglichst viele Bürger und Touristen informieren und auf besondere Sportereignisse hinweisen. Jetzt gibt es erst einmal die geführten, gps gesteuerten Radtouren in Zusammenarbeit mit dem ADFC sowie demnächst freigeschaltete Apps für die unterschiedlichen Medien. Ein modernes, junges und rundes Programm für die nächsten Jahre, zu dem wir dem Berliner Fußballverband und den Ideengebern und Routen-Betreuern, Daniel Küchenmeister und Dr. Thomas Schneider, viel Erfolg wünschen.

 

Inzwischen hat sich auch ein Arbeitskreis „Fußballgeschichte“ im BFV gebildet, ähnlich zu den Hobby-Historikern der Leichtathleten, Turner und Wassersportler im Forum für Sportgeschichte. Das Interesse wächst, sich mehr mit der Zeitgeschichte des Sports und den Traditionen der Vereine zu beschäftigen. In den nächsten Jahren werden 30 Berliner Sportvereine 100, 125 oder 150 Jahre alt, dann naht auch noch die 25. Wiederkehr der Berliner Sporteinheit. Es gibt also in der ‚Sportgeschichte‘ viel zu tun für unsere Verbände und Vereine, das Forum als LSB-Mitgliedsverband und das in den nächsten 3 Jahren am Maifeld entstehende Ausstellungszentrum des Berliner Sportmuseums. Gut so.

 

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