Meine Corona-Chronik für Februar 2021: Wie lange noch?

 

 

Der neue Präsident des Deutschen Tennis-Bundes, Dietloff von Arnim, fordert in der Corona-Krise einen veränderten Auftritt des Tennissports. „Wir müssen deutlicher herausstellen, dass Tennis ein Individualsport ist. Und als solcher muss er differenzierter betrachtet werden – anders als Mannschaftssport oder Kontaktsport. Wenn ich gerade eine Firmenveranstaltung mit 60 Leuten auf 700 Quadratmetern durchführen durfte, ist nicht nachzuvollziehen, warum zum Beispiel auf einem Tennisplatz von 600 Quadratmetern nicht zwei Leute, teilweise sogar aus demselben Haushalt, spielen dürfen. Tennis ist Teil der Lösung und nicht des Problems.“

FAZ vom 3. Februar 2021

 

 

Malaika Mihambo, derzeit beste Weitspringerin der Welt, wird am ISTAF Indoor am 5. Februar in der Arena am Ostbahnhof teilnehmen. Normale Bedingungen, so Martin Einsiedler, wird die 27-Jährige freilich nicht vorfinden können. Statt rund 12.000 Fans werden sich nur von Kindern bemalte Pappkameraden und ein paar Trainer auf den Tribünen befinden. Das rhythmische Klatschen etwa zur Unterstützung vor und während des Anlaufs beim Weitsprung kommt aus den Boxen. „Man wird schon getragen vom Publikum und erzielt dadurch bessere Leistungen“, schwelgte Mihambo in Erinnerungen an Zeiten vor der Coronavirus-Pandemie. Immerhin dürfen sich die Athletinnen und Athleten ihre Lieblingsmusik aussuchen, die der Hallen-DJ bei ihren Versuchen abspielt.

Tagesspiegel vom 4. Februar 2021

 

LSB-Präsident Thomas Härtel und LSB-Direktor Friedhard Teuffel fordern in einem Gastbeitrag im Tagesspiegel mehr Raum für Bewegung und schlagen im Hinblick auf Corona dazu auf, in den Schulen und Kitas tägliche Sportstunden stattfinden zu lassen. „Lehrerinnen und Lehrer haben erzählt, wie viele Kinder nach dem ersten Lockdown zurück in die Schule gekommen sind: blass und mit Übergewicht. Diese Situation habe Corona nicht allein verursacht. Umso wichtiger sei es nun, Bewegungsmangel in allen Alters- und Lebenslagen entgegenzuwirken. Auch weil Bewegung Bildung ist. Weil auch Denkleistungen besser werden durch Sport.“

DOSB-News vom 4. Februar 2021

 

Die Langhantel ist die Großmutter aller Fitnessgeräte und in Corona-Zeiten wieder besonders gefragt. „Das beste Instrument, um sich ganzheitlich zu entwickeln“, das sagt der Fitnessexperte Dr. phil. Christian Zippel über die Langhantel. Bereits in der Antike wurde sie benutzt, um Gewichte in die Höhe zu drücken. Und bis heute ist die Langhantel nicht aus der Mode gekommen. Marco Spanehl vom LSB Berlin trainiert beim TSC die Gewichtheber und Kraftdreikämpfer im Landesleistungszentrum. Er ist mehrfacher Deutscher Meister und Olympiateilnehmer und kümmert sich um Männer und Frauen sowie den Nachwuchs. Sein Credo: „Was braucht der Gewichtheber? Der braucht Beine, Beine und Beine. Wichtigste Übung und fast für alle anderen Leistungssportarten auch, das ist die Königsdisziplin, ist Kniebeuge. Fertig. Da holst du die ganze Kraft raus. Alle Kraft kommt aus dem Bein.“

Deutschlandfunk vom 7. Februar 2021

 

Der LSB Berlin erarbeitet derzeit mit seinen Verbänden und Vereinen ein modulares Öffnungsszenario, um den Menschen in den Sportvereinen wieder eine Perspektive zu geben. In fünf Stufen soll der Sport wieder geöffnet werden, abhängig von Kriterien wie draußen/drinnen, Individualsportart/Mannschaftssportart/Kontaktsport oder Training/Wettkampf. Entscheidend sei, dass alle Sportarten rasch wieder Möglichkeiten zum Einstieg bekommen, selbst wenn manche Disziplin dann noch nicht in ihrer kompletten Ausprägung stattfinden könne. Wichtig ist es, Kinder und Jugendliche schnell wieder in Bewegung zu bringen und die bisherigen Angebote für Kitas und Schulen nach deren Öffnung wieder in Fahrt zu bringen. Auch der Bundesligaspielbetrieb in Freiluftsportarten wie beispielsweise Hockey müsse schnell wieder möglich sein.

LSB Berlin vom 8. Februar 2021

 

Corona-Impfzentrum statt Boston-Marathon: Das ist das neue Betätigungsfeld für den Race-Direktor des legendären Rennens, das in diesem Frühjahr zum zweiten Mal in Folge aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht stattfinden kann und nun für den 11. Oktober geplant ist. Dave McGillivray hat anstelle seines Marathons mit seinen Mitarbeitern zwei Impfzentren in Boston auf die Beine gestellt. Seine Marathonerfahrungen mit bis zu 25.000 Athleten im Ziel setzt er jetzt im Gesundheitswesen ein: Zurzeit werden 3.000 Menschen pro Tag geimpft, das Ziel liegt bei 10.000 täglich. Er hat aus der Not eine Tugend gemacht und blickt optimistisch in die Marathon-Zukunft: „Das Comeback wird stärker sein als der Rückschlag“.

German Road Races vom 9. Februar 2021

 

Henrietta Fore, Exekutivdirektorin der UNICEF, sorgt sich zum Safer-Internet-Day über die Sicherheit und das psychische Wohlbefinden von Kindern. „Im Schatten von Covid-19 hat sich das Leben von Millionen von Kindern und Jugendlichen auf ihr Zuhause und ihren Bildschirm reduziert. Für viele wurde das Online-Dasein schnell zur einzigen Möglichkeit, zu spielen, Kontakte zu knüpfen und zu lernen.“

Kurier.at vom 9. Februar 2021

 

Die Sportministerkonferenz (SMK) appelliert an die Ministerpräsidenten, den Amateur- und Breitensport bei schrittweisen Lockerungen der Corona-Einschränkungen von Beginn an mit einzubeziehen. „Die SMK hält es für erforderlich, dem Sport, beginnend mit dem Kinder- und Jugendsport, eine Perspektive aufzuzeigen“, hieß es in einer Beschlussvorlage für die Konferenz der Länder mit der Kanzlerin. Die SMK bitte darum, den Sport in sämtlichen Erörterungen und Beschlussfassungen zu berücksichtigen. Das Gremium befürwortet ein kontrolliertes, stufenweises Vorgehen zur vollumfänglichen Wiederaufnahme des Sportbetriebs.

DPA vom 10. Februar 2021

 

Fabian Scheier kommentiert die jüngsten Beschlüsse der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin und schreibt „Vielleicht wäre es für Sportvereine an der Zeit, eine Abteilung für Haarschnitte zu gründen. Das gäbe mehr Perspektive als das Warten auf Lockerungen. Friseure werden bald öffnen, dem Einzelhandel wurde ein Angebot gemacht. Der Sport aber wurde wieder vertröstet. Die Sportminister hatten vor dem Kanzlerin-Ministerpräsidenten-Treffen vergeblich auf Lockerungen gedrängt. Eine Arbeitsgruppe wurde eingerichtet. Das ist nicht viel mehr als eine gut gemeinte Absichtserklärung, eigentlich ist es nichts. Und nichts ist nicht gut.“

Zeit online vom 11. Februar 2021

 

Athleten und Athletinnen des „Team D“ haben gemeinsam mit Medizinern und DOSB-Vertretern in einer Videokonferenz die Folgen der Covid-19-Pandemie für die Vorbereitung auf und die Teilnahme an den Olympischen Spielen Tokio 2021 und Peking 2022 erörtert. Dazu gehörten die Ergebnisse der in den letzten zwei Wochen unter rund 1.700 Olympiakandidaten geführten Umfragen zur Impfung gegen das Virus. 73 Prozent befürworten die bislang festgelegte Impf-Reihenfolge, lediglich 18 Prozent wünschen sich eine andere Priorisierung. DOSB-Präsident Alfons Hörmann zeigte sich erfreut über das vorbildliche Verantwortungsbewusstsein, das die Athletinnen und Athleten an den Tag legten.

DOSB vom 12. Februar 2021

 

In der RBB 15-Minutenreportage „Abseits“ beschäftigen sich Stephanie Barczyk und Jakob Rüger mit den Auswirkungen von Corona auf den Breitensport und die wegbrechenden Mittel durch den Mitgliederschwund. Interviewpartner sind Vereine aus Brandenburg und Berlin, so der TSV Wittenau, SC Charlottenburg, SC Siemensstadt, Alba U 14, die Wasserfreunde Spandau und Berliner Wasserratten sowie die Ruderer der Turngemeinde in Berlin. Fazit: Motivation der Ehrenamtlichen sind vorhanden, die Mitgliederzahlen sinken um 30 bis 40 Prozent, Hilfen durch Senat, LSB und Sponsoren sind dringend notwendig, die Langzeitfolgen durch Bewegungsmangel und Nicht-Schwimmer enorm und kaum in zwei bis drei Jahren aufzuholen. Wichtigste Erkenntnis: Durchhalten und jetzt neue Perspektiven schaffen.

RBB Inforadio vom 14. Februar 2021

 

Mit Testimonials auf der LSB-Facebookseite erzählen Berliner Top-Athletinnen und Athleten, wie sie mit der Corona-Pandemie umgehen. Es berichten u.a. Para-Schwimmerin Elena Krawzow, Bogensportlerin Lisa Unruh, Turner Philipp Herder, Kanute Conrad Scheibner und die Moderne Fünfkämpferin Annika Schleu. O-Ton von Elena Krawzow, der Weltmeisterin im Para-Schwimmen: „Mein Appell an alle ‚Querdenker‘: Anstatt auf die Straße zu gehen und Corona zu leugnen, geht doch einfach ins Krankenhaus und schaut euch dort die extrem schwierige Lage an.“

LSB Berlin vom 15. Februar 2021

 

In seinem Blog „sport-nachgedacht“ meldet sich Prof. Dr. Helmut Diegel zu Wort und geht auf die seit den 68-ziger Jahren geäußerte Sportkritik ein und vergleicht deren Umsturzversuche mit der Bewältigung der gegenwärtigen Corona-Krise. Insbesondere hat er die engen Verbindungen von Wirtschaft und Profisport im Blick und stellt fest: „Für den Sport hat sich das Duckmäusertum an der Seite der Mächtigen dieser Welt bislang gelohnt. Die „Heirat“ zwischen Sport und Macht ist eine der stabilsten, die es gibt. Eine „Scheidung“ ist höchst unwahrscheinlich. So haben sich die Verantwortlichen in den Sportorganisationen den Entscheidungen der Politik in den verschiedenen Ländern zu fügen und unterzuordnen. Obgleich das aktive Sporttreiben erwiesenermaßen in den vergangenen Jahren unter Präventionsgesichtspunkten eine große Bedeutung in den Gesundheitssystemen fast aller Staaten erlangen konnte, wird die gesundheits- und sozialpolitische Bedeutung des Breiten- und Freizeitsports bei fast allen politischen Entscheidungen während der Corona-Pandemie ausgeklammert bzw. nicht berücksichtigt. Erlaubt ist hingegen der professionelle Sport, d.h. erlaubt sind vor allem „Brot und Spiele“, so wie es die Römer einem Massenpublikum in den römischen Arenen präsentierten.“

sport-nachgedacht.de vom 16. Februar 2021

 

Im Interview hat sich der Sportphilosoph und Soziologe Prof. Dr. Gunter Gebauer (Berlin) zum internationalen Spielbetrieb und der Debatte über Sonderrechte des Profi-Fußballs geäußert: „Das ist maßlos, was da passiert“. Gebauer: „Die Reiselust der Profi-Fußballer ist „ein Schlag ins Gesicht für alle Leute, die sich zum Beispiel nicht weiter von ihrem Wohnort entfernen dürfen als 15 Kilometer unter den strengen Auflagen, an die wir uns alle halten müssen. Wir können auch ein bisschen durch die Gegend fahren, aber nur aus strikten Gründen, familiären und beruflichen. Natürlich ist auch das beruflich, was die Fußballer machen. Aber es geht weit über das hinaus, was man akzeptieren kann, finde ich. Die fliegen nach Ungarn, also in Länder die lockere Bedingungen haben als wir, weil man da eben gegen Engländer Fußball spielen kann, da trifft man sich auf der Wiese. Das bedeutet, der Fußball schneidert sich wirklich eigene Regelungen, schlägt sie der Politik vor und die muss abnicken. Sie könnte anders, aber sie traut sich nicht.“

rbb 24 vom 16. Februar 2021

 

Unter Bezug auf die Beiträge von Diegel und Gebauer geht Bianka Schreiber-Rietig in „Sportspitze(n)“ auf die Funktionärskaste im Profisport los und lässt auch die Politik und deren konsequente Inkonsequenz nicht ungeschoren indem sie feststellt: „Es ist ja nun nicht das erste Mal, dass Sportfunktionäre sich und ihr Gewerbe für den Nabel der Welt halten. Regeln für alle – und das zeigt sich in der Pandemie deutlich – gelten nur bedingt oder gar nicht für Profifußball und Profisport. Ausnahmen sind gewährt, und der Sport agiert als Staat im Staate – autonom, mit eigner Gerichtsbarkeit und Rechten, die er glaubt zu haben oder sich herausnehmen zu können. Die Politik beruft sich gern auf die Autonomie des Sports, wenn sie gerade mal unpopuläre Maßnahmen ergreifen müsste – und hat sich im Laufe der Jahre eine selbstverliebte flegelhafte Funktionärskaste herangezogen.“ Als erfahrene Sportjournalistin schert sie natürlich nicht alle über einen Kamm und zollt denen Respekt, die verdienstvoll, sachorientiert und ehrlich für den Sport arbeiten. Verheerend sieht sie die Diskussionen um die Olympischen Spiele 2021 für die Athletinnen und Athleten und das Fehlen eines Plans B beim IOC-Präsidenten. Ihrer Schluss-Einschätzung für die hoffentlich baldige Zukunft ist nichts hinzuzufügen: „Sport, Pandemie und Politik – da wird es, wenn die Welt das Virus gezähmt hat, viel zu besprechen geben.“

sportspitze.de vom 17. Februar 2021

 

Die Sorgen des Amateursports haben die dritte Seite des Tagesspiegels erreicht. Armin Lehmann bangt um die Existenz vieler kleiner Klubs. Unter dem Titel „Der Ballverlust“ lauten seine Schlagzeilen: Spitzenfußballer fliegen um die Welt. Kinder dürfen nicht einmal vor ihrer Tür kicken. Er hat den FC Nordost in Marzahn besucht und sich mit den Ehrenamtlichen unterhalten. Der Frust über den kommerziellen Fußballsport ist groß. Klubpräsident Theofanis Eirini wollte eigentlich alles hinschmeißen und „einfach nach Hause gehen“, weil er es einfach keinem recht machen könne, der Politik nicht und seinen Mitgliedern auch nicht. Aber er ist stolz auf seinen Verein und muss in der Not dessen Insolvenz abwenden. „Wir sind hier vom Staat entmündigt worden, man traut uns nichts zu“. Von den 402 Mitgliedern sind coronabedingt 142 ausgetreten. 55.000 Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 19 Jahren kicken in den rd. 400 Vereinen des Berliner Fußball-Verbandes. Nordost Marzahn ist ein Traditionsverein, der 1908 als Frischauf Marzahn gegründet wurde und seitdem fünfmal den Namen gewechselt hat. Er steht für die Geschichte der meisten Berliner Fußballvereine, die sich über die Jahrzehnte und wechselnde Regierungen hinweggerettet haben. Sportvereine sind der soziale Kitt unserer Gesellschaft, so lauten viele Sonntagsreden. In Marzahn wird nicht über Spielergehälter, Ablösesummen und Fernsehverträge diskutiert, das Ehrenamt und die Freude am Fußball stehen im Vordergrund. Wie lange noch?

Tagesspiegel vom 20. Februar 2021

 

In einem Offenen Brief an alle Fußballvereine in Deutschland fordern DFB-Präsident Fritz Keller und der für den Amateursport zuständige Vizepräsident Rainer Koch eine Perspektive für den Amateursport. Unter Hinweis auf das neue Jugendkonzept und die Kluft zu den Profis stellt Koch fest, dass vom Amateursport überhaupt kein besonderes Risiko in der Pandemie ausgeht. Deutscher Fußball-Bund: „Wir – Vereine, DFB, Regional- sowie Landesverbände – tragen verantwortungsvoll die von Bund und Ländern verlängerten Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zuverlässig mit. Doch dies darf nicht zum Dauerzustand werden.“

Berliner Zeitung vom 20. Februar 2021

 

Mehrere Sport- und Kulturverbände haben einen Drei-Stufen-Plan zur Wiederaufnahme von Großveranstaltungen erarbeitet. Das Konzept ermögliche es, „Breitenveranstaltungen mit vertretbarem Aufwand und Spitzenveranstaltungen unter relevanten Zukunftsinvestitionen wieder zu den Zuschauern und Gästen zu transportieren“, zitiert die Deutsche Presse-Agentur aus dem 21-seitigen Papier, das vom Deutschen Bühnenverein und großen Sportverbänden wie dem DFB, DHB und DBB getragen und von 20 Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen entwickelt wurde. Bei Hygienekonzepten sollen 25 bis 30 Prozent an Gästen und Zuschauern ermöglicht werden. Im Papier sollen Infektionsschutz und Interessenlagen in Einklang gebracht werden, wobei „Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Freiheitsrechte“ nicht mehr zu rechtfertigen seien.

Zeit Online vom 20. Februar 2021

 

Sidney Gennes kommentiert „perfide Argumente in der Lockerungsdebatte der Politik, die plötzlich das Leid der Kinder entdeckt“. Es geht um die Öffnung der Schulen, die am 13. Dezember bei einer niedrigeren Inzidenz und ohne den Ansturm der Virus-Mutanten beschlossen wurden. Ein Teil der Wahrheit, so Gennes: „Kinder sind der Politik nur wichtig, wenn sie nützlich oder im Weg sind. In Coronazeiten sind sie beides. Nützlich, um Lockerungen durchzudrücken. Und im Weg vor allem den Werktätigen – also Eltern, die im Homeoffice die Wirtschaft am Laufen halten sollen. Beides hat mit dem Wohl der Kinder aber nichts zu tun.“ Das ihr Wohl in Gefahr ist, ist indes unbestritten. Jedes dritte Kind zeigt inzwischen psychische Auffälligkeiten, Ängste, Essstörungen, Depressionen. Ob die Gewalt gegen Kinder im Lockdown zunimmt, ist umstritten, sicher jedoch ist, dass es für die Jugendämter fast unmöglich zu kontrollieren ist.

Tagesspiegel vom 22. Februar 2021

 

Die Zahlen sind erschreckend: 7,3 Millionen Mädchen und Jungen bis zum Alter von 18 Jahren können gerade wegen der Coronavirus-Pandemie nicht in ihren Sportvereinen trainieren. Anfang 2020 waren gut die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in Deutschland in einem Sportklub als Mitglied angemeldet, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Den höchsten Anteil gab es in der Altersgruppe der Sieben- bis unter 15-jährigen, in der sogar 70,5 Prozent der insgesamt rund 5,9 Millionen Mädchen und Jungen Vereinsmitglied waren. Inwieweit wegen der Corona-Lockdowns und anhaltender Einschränkungen wie der Schließung von Hallen und Sportplätzen Vereinsaustritte zu verzeichnen sind, bleibt abzuwarten. In Sachsen hatte es zum Beispiel im vergangenen Jahr 20.000 Vereinsaustritte gegeben. Vor allem Kinder und Jugendliche kehren dem Vereinssport den Rücken. So entfielen bei dem Mitgliederverlust rund 13.000 auf die Altersgruppe bis 14 Jahre.

ARD-Sportschau vom 23. Februar 2021

 

Claus Vetter kommentiert die alarmierenden Zahlen des Statistischen Bundesamtes und die DOSB-Forderungen, nach der verordneten Bewegungslosigkeit „den Vereinssport nun schleunigst wieder zum Leben zu erwecken“. Er schlussfolgert: „Wir sind in der Krise auf bestem Wege, unsere Beweglichkeit zu verlieren. Und das wird uns einholen. Es geht um die Gesundheit der Menschen. Neben der körperlichen ist das auch die soziale. Also ist Sport wichtig. Wenn das Thema Lockerungen doch mal ein breiteres werden sollte, dann darf der Sport nicht in der letzten Startreihe stehen.“

Tagesspiegel vom 23. Februar 2021

 

Der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) hat erste Zahlen über die Corona-Auswirkungen auf den Amateursport vorgelegt. Fast hunderttausend Mitglieder hat der organisierte Sport verloren, bei den Kindern und Jugendlichen ist jedes 20. Mitglied aus den Vereinen ausgetreten. „Es ist keine verlorene Generation. Aber es ist ein Jahrgang, um den wir hart kämpfen werden müssen“, sagt BLSV-Präsident Jörg Ammon. „Wenn man den Verein als Dienstleister begreift, dann ist der Austritt naheliegender,“ glaubt Alfons Hölzl, Präsident des bayerischen Turnverbandes und des Deutschen Turner-Bundes. Der BLSV rechnet für 2021 mit Schäden von 450 Millionen Euro, für 2020 lagen die Einnahmenausfälle bei 200 Millionen Euro. Für Ammon und Hölzl ist klar, dass sich die wirtschaftlichen Schäden beziffern lassen – die psychischen Schäden aber nur schwer.

Süddeutsche Zeitung vom 25. Februar 2021

 

Der Deutsche Bundestag hat zur 66. Sitzung des Sportausschusses für den 3. März zum Thema „Nationale Strategie Sportgroßveranstaltungen“ eingeladen. Dazu findet per Videokonferenz eine Anhörung von 8 Sachverständigen statt, darunter auch Kaweh Niroomand, DOSB-Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen und Präsidiumsmitglied des LSB Berlin.

Deutscher Bundestag vom 25. Februar 2021

 

Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) unterstützt ausdrücklich den Vorschlag der Sportministerkonferenz, so zügig wie möglich den vereinsbasierten Sport in Deutschland wieder zugänglich zu machen. Sportärztepräsident Prof. Dr. Bernd Wolfarth (Charité Berlin) unterstreicht die Dringlichkeit, da durch die fortschreitende Inaktivität der Bevölkerung eine signifikante Steigerung sogenannter nicht-übertragbarer Krankheiten eintritt: „Deutschland braucht dringend eine Rückkehr zum Vereinssport! Wenn wir nicht schnelle und nachhaltige Wege aus der Inaktivität finden, wird die Lockdown-Situation vermehrt Krankheiten wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen in der Bevölkerung provozieren.“ Wolfahrt hat ebenso die soziale Funktion des Vereinssports im Blick: „Viele Menschen werden durch die Gemeinschaft im Vereinssport einfach gezielter zur Bewegung motiviert. Gerade Kinder und Jugendliche sowie Senioren mit besonderen Übungsbedürfnissen müssen dringend zurück in die Vereine!“

DPSG vom 25. Februar 2021

 

„Macht bitte wieder die Sportplätze auf“ war die Kernaussage von LSB-Präsident Thomas Härtel beim Interview mit dem Radio Berlin-Brandenburg. Er stellte das vom Berliner Sport entwickelte Stufenmodell – 5 Stufen und 16 Module – vor und bezeichnete „die Kinder und Jugendlichen aus den engen Wohnverhältnissen herauszuholen und ihnen Kontakte knüpfen zu ermöglichen“ als Hauptanliegen. Er wies auf die Diskussionen mit der Sportverwaltung hin und erwartet mehr Gehör und Anerkennung von der Politik. Er geht davon aus, dass rd. 30.000 Mitglieder wegen Corona die Vereine verlassen haben und jetzt zurückgewonnen werden müssen.

RBB Inforadio vom 28. Februar 2021

 

Erstveröffentlichung

auf „www.lsb-berlin.net“

vom 2. März 2021

 

 

 

 

 

 

Kommentare sind geschlossen.