Meine Corona-Chronik für November 2021: Beschlüsse der Regierung für die fünfte Welle – das ist zu spät.

 

Die Teamsportarten kämpfen um ihre Fans. Zwar sind die Zuschauer in den Handball-, Basketball-, Volleyball- und Eishockey-Hallen zurück, aber die Ränge nicht gefüllt und oft leer. Handballmanager Bob Hanning sagt im Interview: „Wir sind noch weit weg vom Normalzustand. Man merkt deutlich, dass die Leute zum Teil den Aufwand noch nicht betreiben wollen und auf der anderen Seite gerade ältere Fans noch spürbar verunsichert sind“. Die Bundesligen sehen bei andauernder Nicht-Auslastung ihrer Tribünen und Ränge ihre finanziellen Ressourcen gefährdet, auch wenn derzeit noch staatliche Hilfen fließen. Ein verändertes Konsumverhalten nach der Pandemie wäre verheerend, ein Zurückholen der Fans wichtigste Aufgabe der Vereine und Ligen.

Berliner Zeitung vom 3. November 2021

 

Felix Lill berichtet über die Corona-Lage in Japan, die während der Olympischen Spiele alle Rekorde brach und nun plötzlich kaum noch spürbar ist. Die Bevölkerung hat sich inzwischen ohne Pflicht impfen lassen, was zu beeindruckend niedrigen Inzidenzzahlen geführt hat. So ist eine große Corona-Müdigkeit bei der Bevölkerung einhergehend mit öffentlicher Skepsis an Einschränkungen der Regierung eingetreten. Lockerungen werden kommen, wird Japan damit zum Vorbild?

Frankfurter Rundschau vom 8. November 2021

 

Beim Blick nach Deutschland „überraschen“ rapide steigende Inzidenzzahlen. So fragt Christoph Becker nicht ohne Grund „wann kommt die Impfpflicht für die Profis“? Die ersten Coronafälle in der Fußball-Bundesliga werden bekannt und allgemein wird die Abschaffung der kostenlosen Tests durch die Politik als folgenschwerer Irrtum kritisiert. Eine Impfpflicht wird damit für jene, die mit dem Sport ihr Geld verdienen, immer wahrscheinlicher.

Frankfurter Allgemeine vom 9. November 2021

 

In China wird wegen der Null-Covid-Strategie die Austragung des dritten Marathons verboten. Nach Peking und Wuhan wurde nun der Shanghai-Marathon abgesagt. Drei Monate vor den Olympischen Winterspielen will die Regierung kein Risiko eingehen, obwohl die Zahl der Covid-Erkrankungen mit 54 registrierten Neu-Infektionen in der gesamten Volksrepublik zurückgegangen ist. Man setzt auf Vorsicht.

Deutschlandfunk vom 12. November 2021

 

In Berlin soll in vielen Bereichen die 2G-Regel gelten. LSB-Präsident Thomas Härtel reagierte auf Andeutungen des Regierenden Bürgermeisters über neue Einschränkungen und kritisierte den mangelnden Austausch zwischen dem Senat und den Betroffenen: „Wir wollen keinen Ausschluss mehr für den Sport und erwarten, dass er nicht zu Lasten des Breiten- und Amateursports geht“. Den Kinder- und Jugendsport stellte er besonders in den Fokus: „Bei der 2G-Regel wären die Kinder und Jugendlichen wieder raus, sie wären damit erneut die Leidtragenden der Pandemie-Situation. Mit verheerenden sozialen Auswirkungen“.

rbb24 vom 9. November 2021

 

Der Senat hat ab 10. November die 2G-Regeln für Berlin beschlossen. Ausgenommen sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die mit einem negativen Testergebnis am öffentlichen Leben teilnehmen können. Der Landessportbund hat die Verordnung begrüßt. Schulkinder werden dreimal die Woche in der Schule getestet, ein gültiger Schülerausweis gilt damit auch als Testnachweis für den Sport in geschlossenen Räumen. Thomas Härtel wies darauf hin, dass bei Indoor-Veranstaltungen im Amateursport das Tragen einer Maske überall dort nötig sei, wo Nähe entstehe.

rbb24 vom 11. November 2021

 

Das Robert-Koch-Institut rät angesichts der Corona-Lage dazu, größere Veranstaltungen abzusagen oder zu meiden sowie nicht notwendige Kontakte zu reduzieren. Die Lage in Deutschland wurde laut Intensivmedizinern unterschätzt. Die aktuellen Fallzahlen haben der Wert von 50.000 überschritten und sind laut RKI „schon jetzt höher als alle bisher auf den Höhepunkten der vorangegangenen Erkrankungswellen verzeichneten Werte“.

Tagesschau vom 11. November 2021

 

Johannes Aumüller kommentiert das strengere Corona-Management der Länder am Beispiel Bayerns und fordert „Hände weg vom Kindersport“. Er unterstützt die Initiative des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der in einer Resolution „die Privilegierung des Kinder- und Jugendsports“ und eine „Bewegungsgarantie“ gefordert hat und empfiehlt der Politik „es als ausreichend zu empfinden, wenn die Kinder regelmäßig getestet zum Sport kommen“.

Süddeutsche Zeitung vom 17. November 2021

 

Der Senat von Berlin setzt ab 27. November eine neue „Infektionsschutzmaßnahmenverordnung“ in Kraft: Die Verschärfungen wirken sich auch für den Amateur- und Profisport aus. So gilt von nun am beim Indoorsport zusätzlich zur 2G-Regel wahlweise ein Abstandsgebot oder eine Testpflicht. Darüber müssen die jeweiligen Betreiber entscheiden. Auf Nachfrage teilte eine Sprecherin der Senatssportverwaltung mit, dass es bei der Sportausübung unter freiem Himmel weiterhin keine Einschränkungen gibt. Außerdem schreibt die Verordnung vor, dass es ab 1. Dezember Veranstaltungen im Freien nur bis zu einer absoluten Zahl von 5.000 Zuschauern mit voller Kapazität und für den 5.000 Personen überschreitenden Teil mit maximal 50 Prozent der weiteren Kapazität genehmigt werden dürfen. Außerdem besteht auf den Zuschauerrängen eine Maskenpflicht. LSB-Präsident Thomas Härtel erklärte sein Verständnis angesichts der beängstigenden Situation: „Insofern haben wir das auch erwartet, dass es Beschränkungen gibt und mit diesen müssen wir jetzt leben“.

rbb24 vom 23. November 2021

 

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci schließt sich dem RKI-Präsidenten Lothar Wieler an und fordert sofortige Kontaktbeschränkungen und einen Lockdown durch eine neue „Bundesnotbremse“ auf Grund der rasant ansteigenden Infektionszahlen. Auch der Bundespräsident ruft zu freiwilligen Kontaktbeschränkungen auf. Die Impfmöglichkeiten sollen in Berlin stark ausgeweitet werden, auch Zahnärzte und Apotheken sollen Impfungen vornehmen.

Tagesspiegel vom 28. November 2021

 

Michael Wittershagen ruft zu einer Verschärfung der Corona-Regeln auf und hält den Profifußball für ungerecht und fahrlässig: „Er verhält sich, als schwirre er in einer kosmischen Blase umher und das echte Leben gehe ihn nichts an – wieder einmal.“ Er schlussfolgert „Wenn noch gilt, dass der Fußball ein Spiegel der Gesellschaft sei, dann wird deutlich, wie ernst die Lage ist. Fast die Hälfte der Bundesligavereine muss derzeit auf mindestens einen an Covid-19 erkrankten Spieler verzichten. Dass selbst daraus noch keine Konsequenzen abgeleitet werden, kann nur eines bedeuten: Die Fußballwelt hat mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun. Sie ist zu einem Fall für die Politik geworden, die die Regeln schärfen sollte. Denn die Pandemie macht für niemanden eine Ausnahme.“

FAZ vom 28. November 2021

 

Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr designierter Nachfolger Olaf Scholz haben mit den Bundesländern neue und härtere Corona-Maßnahmen erörtert, die am 2. Dezember beschlossen werden sollen. Dazu werden eine deutliche Ausweitung der Impfungen und die Einrichtung eines Krisenstabes gehören. Im Gespräch sind auch allgemeine und spezielle Kontaktbeschränkungen vor allem für Ungeimpfte, die Ausweitung der 2G-Regeln auf den Einzelhandel, Zuschauerbeschränkungen bei Großevents und wieder Geisterspiele in Bundesligen. In zwei Schritten wird es bis Februar/März 2022 auch zu Beschlüssen über eine allgemeine Impfpflicht kommen.

Bundesregierung vom 30. November 2021

 

Virologen und Impfexperten halten die anstehenden Beschlüsse der Bundesregierung als zu spät getroffen: Sie werden kaum noch Einfluss auf die vierte Coronawelle haben und erst die fünfte Welle erreichen.

rbb info vom 30. November 2021

 

Stand am 30. November 2021: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist in Berlin vom 1.11. bis zum 30.11. von 774 auf 2.141 Personen gestiegen und liegt damit über den Stand des Vorjahres. 21,11 Prozent der Bevölkerung sind zum Monatsende ungeimpft. Union hat sein Weihnachtssingen abgesagt.

 

Erstveröffentlichung

auf www.lsb-berlin.de

vom 2. Dezember 2021

 

 

 

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