Das Berliner „Haus des Sports“ hat Jubiläum: 100 Jahre ‚Stadion-Terrassen’ 2009 an der Jesse-Owens-Allee.
Mit der Eröffnung der „Grunewald-Rennbahn“ durch Kaiser Wilhelm II und den traditionsreichen Union Club am 23. Mai 1909 war auch der Bau einer anspruchsvollen Gastronomie verbunden. Das „Restaurant Waldhaus“ mit seinem lang gestreckten Gebäude und den entstandenen Terrassen dominierte den östlichen Teil des Rennbahngeländes. Im Straßengeschoss lag die „Kutscherkneipe“, darüber das Restaurant mit mehreren Sälen, Empfangsräumen und dem Küchentrakt. Vom 27. Mai bis 2. Juni 1909 tagte das Internationale Olympische Komitee unter Vorsitz von Pierre de Coubertin (X. Session) im Berliner Hotel Adlon und traf sich zur Besichtigung der für die Olympischen Spiele 1916 in Berlin geplanten Baulichkeiten im Restaurant Waldhaus zu einem Empfang.
Durch den Bau des für die Spiele vorgesehenen „Deutschen Stadions“ innerhalb des Rennbahngeländes wurde das „Waldhaus“ dann auch Stadion-Restaurant.
Zum Hauptrestaurant der Olympischen Spiele 1936 – die Spiele von 1916 waren wegen des Weltkrieges ausgefallen – erfolgte dann mit dem Bau des neuen Olympiastadions und des Reichssportfeldes auch der Restaurant-Umbau. Haupt- und Nebengebäude wurden abgerissen, allein das Straßengeschoss blieb bestehen. Nach den Plänen von Prof. Werner March wurde das neue Restaurant „Stadion-Terrassen“ dem Baustil des Stadions angepasst und für bis zu 5.000 Besucher einschließlich einer Dachterrasse 1936 eröffnet.
Nach 1945 und der Beseitigung von Kriegsschäden wurde der Gastronomiebetrieb wieder aufgenommen, die Dachterrasse wurde geschlossen, das Hauptgebäude im Stil der 50-ziger Jahre modernisiert. Bis in die siebziger Jahre betrieben die Schultheiss-Brauerei und die Kuhnert-Betriebe die Stadion-Terrassen. Empfänge des Sports fanden dort statt, nachmittags und an Wochenenden gab es Tanzveranstaltungen und Teatime auf den Terrassen, das Orchester Omar Lamparter spielte traditionell auf. Mit der Schließung der S-Bahnanbindung und der Ausweitung der britischen Wohngebiete war der Niedergang als Ausflugsgaststätte verbunden. Das Restaurant wurde geschlossen, die Gebäude verfielen, ein Brand zerstörte Teile des Hauptgebäudes. Obdachlose campierten in den Räumen, im Straßengeschoss arbeitete einsam und allein ein Berliner Bildhauer.
Mit dem Beschluss des Berliner Senats, die Sportjugend Berlin von der Bastion Brandenburg der Zitadelle in die Stadion-Terrassen umzusetzen, wurde das Gelände einer neuen Bestimmung zugeführt. Als dann auch noch der Landessportbund Berlin dort seinen Diensitz nahm und einen Anbau errichtete, kehrte am 20. Juni 1986 neues Leben in die alten Ruinen ein. Die Stadion-Terrassen wurden „Haus des Sports“ sowie Sitz der Jugendbildungsstätte der Sportjugend. Im Straßengeschoss übernahm Schultheiss den Betrieb einer neuen Gaststätte, die Pächter wechselten von der Messegesellschaft bis zu Aramark. Nach der Freigabe des Olympiageländes durch den Abzug der Alliierten 1994 nutzte die Sportjugend die Gunst der Stunde, ihre Bildungsstätte in die freiwerdenden Räume der früheren Unteroffiziersmesse an der Hanns-Braun-Straße umzusetzen. Dadurch wurde es dem LSB ermöglicht, mehreren Sportverbänden, die bisher im „Gerhard-Schlegel-Haus“ ihre Geschäftsstellen betrieben, neue Räume anzubieten. So konnte das alte Haus des LSB in der Bismarckallee verkauft und der Erlös in den inzwischen beschlossenen Erwerb der Stadion-Terrassen gesteckt werden. So wurden langjährige Auseinandersetzungen um zum Teil nur noch einjährige Mietverträge mit dem Land Berlin beendet, mit dem Kauf der Geländes an der Jesse-Owens-Allee hatte der Berliner Sport seinen neuen Mittelpunkt – nunmehr langfristig – gefunden. Neuer Pächter der Gaststätte wurden die KiezKüchen, ein Ausbildungsbetrieb des gemeinnützigen Bildungsmarkts und der Spok gGmbH.
Die Geschichte der „Stadion-Terrassen“ ist in einer Sonderausgabe von „Sport in Berlin“ aus dem Jahre 1986 nachzulesen.
Im Jahr 2009 wird nunmehr an das 100-jährige Jubiläum dieses Berliner Sportstandortes erinnert.