Der Picasso mit der Kamera: Heinrich von der Becke

 

Erinnerungen an den Sportfotografen Heinrich von der Becke

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Heinrich von der Becke

 

Mit einer kleinen Ausstellung im Lichthof des früheren „Haus des Deutschen Sports“ auf dem Gelände des Olympiaparks Berlin erinnert das Sportmuseum Berlin an das Wirken des 1997 verstorbenen Sportfotografen Heinrich von der Becke. Der „Fotograf mit der Mütze“ war in Berlin und bei internationalen Sportveranstaltungen eine bekannte Erscheinung. Von 1936 bis 1976 berichtete er von 15 Olympischen Sommer- und Winterspielen, fotografierte exklusiv für die großen Illustrierten und überregionale Tageszeitungen, u.a. auch für die Bildbände des Deutschen Sportbundes und die Olympia-Standardwerke der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Es gibt kaum einen großen Namen des Weltsports, der nicht in seinen Bildkarteien vertreten ist.

Heinrich von der Becke bekam als Zwölfjähriger seinen ersten Fotoapparat – eine Agfa-Billy – geschenkt und beschloss, Sportfotograf zu werden.  Das Fotografenhandwerk –  auf Wunsch seines Vaters unterschrieb er einen Lehrvertrag zum kaufmännischen Angestellten  – erlernte er ‚nebenbei’ seit 1928 in der Firma des Altmeisters der Pressefotografie Max Schirner, der neben Gerhard Riebicke zu den Wegbereitern der Sportfotografie in der Reichshauptstadt zählte. Bei Pressefoto Schirner arbeitete er bis 1933 und wechselte dann zur Berliner Pressebildzentrale. Mit der Plattenkamera und dann mit der von vielen Kollegen noch belächelten Kleinbildkamera machte er seine ersten Sportfotos bei den Olympischen Spielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen und Berlin. Sein Foto vom Verlust des Staffelstabes der deutschen 4×100-Meter Frauenstaffel wurde auf allen Kontinenten abgedruckt. Die Spiele von Berlin führten ihn mit dem 4-fachen Olympiasieger Jesse Owens zusammen, mit dem er bei späteren Berlinbesuchen und bis zu dessen Tod 1980 freundschaftlich verbunden blieb. Im II. Weltkrieg war er Soldat und zeitweise auch als Kriegsberichterstatter eingesetzt. Nach dem Krieg machte er sich mit seiner Frau Theresia als Bildjournalist in Berlin selbständig. Eine kleine Firma, die gut florierte. Er hat seitdem alle Sportgrößen abgelichtet, Siege und Niederlagen, Euphorie und Trauer im Sport festgehalten. Er war allen olympischen und nicht-olympischen Sportarten gleichermaßen zugetan, wobei seine besondere Aufmerksamkeit dem Kinder- und Jugendsport galt, wenn damit als Fotograf auch kaum Geld zu verdienen war.

 

Heinrich von der Becke war vom Sport fasziniert. Er war Reporter, Künstler und Regisseur. Fotografische Experimente mochte er nicht, er liebte scharfe Bilder, achtete auf Hintergrund und Flair, vor allem drückte er in der richtigen tausendstel Sekunde auf den Auslöser. Mehrmals schoss er das ‚Sportbild des Jahres’ und mit Preisen ausgezeichnete Reihenbilder. Ein Foto aus der Deutschlandhalle wurde in die Internationale Bibliothek der Fotografie aufgenommen: Es zeigte einen Radsportler, der noch nicht bemerkte, dass sein Vorderrad gebrochen war.

 

Zeus-Medaille H.v.d.Becke

1988: Sylvia Tromsdorf zeichnet Heinrich von der Becke mit der Zeus-Medaille der Sportjugend Berlin aus.

Als Sportfotograf war er in den Sportstadien der Welt zuhause, aber auch als Berliner Stadtreporter wurde er zur Legende: Ihm entging kein politisches oder kulturelles Ereignis in der Viersektorenstadt, von der Berliner Blockade über den Mauerbau bis zu den Filmfestspielen und Rock-Festivals. Seine Fotos aus der geteilten Stadt – vom 17. Juni und Kennedybesuch auch in Time-Life – machten ihn weltweit bekannt. Einer seiner drei Söhne – Ludwig – hat einhundert seiner nach dem 13. August 1961 aufgenommenen ‚Mauerfotos’  auf einer zu seinen Ehren eingerichteten Webseite veröffentlicht. Im Europäischen Kulturjahr Berlin 1988 zeichnete ihn zu seinem 75. Geburtstag die Sportjugend Berlin mit ihrer höchsten Ehrung – der Zeus-Plakette – aus. Sportlich hielt sich Heinrich von der Becke durch tägliches Schwimmen fit. Er gehörte zu den Frühschwimmern im Schwimmstadion des Olympiageländes. Einmal war er Lebensretter, er zog den Architekten des Olympiastadions Werner March nach einem Schwächeanfall aus dem Wasser, was der alte Herr mit einem Exklusivinterview belohnte.

 

Auch im hohen Alter war Heinrich von der Becke in seiner Stadt weiter bei von ihm sorgfältig ausgewählten Veranstaltungen – wie immer mit Mütze und Leiter – unterwegs. Er fotografierte zur deutschen Einheit und hielt die ersten gemeinsamen Sportbegegnungen im vereinten Berlin im Bild fest. 1993 kaufte er sich einen Computer, sortierte sein Archiv und setzte sich zur Ruhe.

 

Mit 84 Jahren ist Heinrich von der Becke am 25. Juni 1997 in Berlin verstorben, ein nachdenklicher und bescheidener Mensch, liebenswerter Sportkamerad, hochbegnadeter Fotograf und Künstler.

 

Sein umfangreiches Lebenswerk – 1,2 Millionen Negative, darunter 5000 Fotoplatten, 65.000 s/w-Abzüge und ca. 2.000 Farbfilme – wird im Sportmuseum Berlin

 

 

Weitere Informationen: Sportmuseum Berlin, Deutsches Sportforum/Hanns-Braun-Straße, 14053 Berlin-Charlottenburg, Telefon: 030 – 305 83 00.

Im Internet: www.germanroadraces.de und www.vonderbecke.de.

Eine Antwort zu “Der Picasso mit der Kamera: Heinrich von der Becke”

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