Mein Corona-Tagebuch: März 2020 – Ein Monat, der die Gesellschaft und den Sport verändert.

Das neuartige Coronavirus hat sich seit 26. Dezember 2019 explosionsartig über China, Japan und Südkorea ausgebreitet und im Januar 2020 Europa erreicht. Risikogebiete sind nach wenigen Wochen Italien/Lombardei und Spanien/Madrid. Deutschland wird mit Nordrhein-Westfalen, Bayern und dem Saarland zuerst betroffen. Die Bundesregierung bildet einen Krisenstab und beschließt einen Maßnahmenkatalog. Das Robert-Koch-Institut übernimmt die tägliche Information der Regierung und Bevölkerung. Der Norddeutsche Rundfunk schaltet einen regelmäßigen Podcast mit dem Virologen Prof. Dr. Christian Drosten von der Charité. Berlin meldet den ersten Infizierten. Das Leben ändert sich.

Stand am 1. März 2020

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht das „Gemeinwohl“ als einer seiner wichtigsten Aufgaben und unterstützt die Vorschläge der Wissenschaftler an die Bevölkerung „Bleibt zuhause“.

Bundesministerium für Gesundheit vom 2. März 2020

 

Prof. Dr. Jeremy Farras vom Hamburger Institut für Tropenmedizin hält das Corona-Virus für eine „beispiellose globale Bedrohung“ der Welt.

Tagesspiegel vom 3. März 2020

 

Im Heiligen Hain von Olympia soll am 12. März 2020 trotz kritischer Stimmen das Olympische Feuer entzündet und nach Japan gebracht werden. Diskussionen über Tokio sind für das IOC „kein Thema“.

Deutsche Presse-Agentur vom 3. März 2020

 

Der Deutsche Olympische Sportbund richtet für seine Pressedienste eine täglich aktualisierte „Corona-Rubrik“ ein.

DOSB vom 4. März 2020

 

Beim Fußballspiel RB Leipzig – Bayer Leverkusen in Leipzig wird eine Gruppe japanischer Sportwissenschaftler wegen Corona-Angst des Stadions verwiesen.

Neues Deutschland vom 5. März 2020

 

In der Schweiz wird die Gelassenheit von IOC-Präsident Thomas Bach bewundert, an Stelle von Corona über Klimaprojekte und Baumpflanzungen in Verbindung mit den Olympischen Spielen in Tokio zu sprechen.

Schweizer Tagblatt vom 5. März 2020

 

Der Sportausschuss des Bundestages setzt für den 11. März 2020 die Auswirkungen des Coronavirus auf den Sport und die Beteiligung von Aktiven an internationalen Sportveranstaltungen auf seine Tagesordnung.

DOSB vom 6. März 2020

 

Auf Grund der Reduzierung des Profisports und massenhafter Absage von Sportveranstaltungen wird in den Medien die Frage „E-Sport als Alternative?“ diskutiert.

DOSB vom 9. März 2020

Der DOSB veröffentlicht eine erste Zusammenfassung aller bisherigen Corona-Meldungen für den Sport und übernimmt ab sofort die täglichen Hinweise und Erkenntnisse des Robert-Koch-Institutes auf seiner Homepage.

DOSB vom 10. März 2020

 

Thomas Wheeler bescheinigt im Rundfunk dem Sport „Flickschusterei statt klarer Linie“ und meint damit die Profiligen im Eishockey, Fußball und Handball. Bissig kommentiert er die Empfehlung des Handballverbandes Berlin, auf das Abklatschen zu verzichten, aber den Ball noch in die Hand nehmen zu dürfen.

Deutschlandfunk Kultur vom 11. März 2020

 

Der Senat veröffentlicht die „Verordnung zur Eindämmung des Corona-Virus in Berlin“. Schulen, Kitas und Sportstätten werden geschlossen. Damit kommt der Vereins- und Breitensport zum Erliegen.

Landespressedienst vom 14. März 2020

 

Die Sportstättenschließung betrifft auch private und kommerzielle Einrichtungen wie Fitnessstudios, die ihren Betrieb einstellen müssen.

Berliner Morgenpost vom 14. März 2020

 

Das Manfred-von-Richthofen Haus am Olympiastadion, die Gerhard-Schlegel Sportschule in Schöneberg und die Jugendbildungsstätte im Olympiapark werden geschlossen. Die Mitarbeiter(innen) gehen ins Homeoffice oder nehmen Urlaub, ein Notbetrieb wird aufrechterhalten.

LSB Berlin vom 16. März 2020

 

Der LSB Berlin untersucht die Auswirkungen auf den Wasser- und Pferdesport und begrüßt die Veröffentlichung von Corona-Empfehlungen auf den Webseiten des Seglerverbandes, Landesruderverbandes und der Reiter.

LSB Berlin vom 17. März 2020

 

Das Robert-Koch-Institut ruft für die Pandemie die Gefahrenstufe „Hoch“ aus.

RKI vom 17. März 2020

 

Die Berliner Sportverwaltung wird auf Notbetrieb und Homeoffice umgestellt. Das gilt auch für das Sportmuseum im Olympiapark, die Bauarbeiten am Maifeld laufen aber weiter.

Forum für Sportgeschichte vom 17. März 2020

 

Die Tagespresse veröffentlicht Aussagen des LSB-Präsidenten Thomas Härtel auf ihren Titelseiten: „In der Coronakrise ist Solidarität jetzt das Allerwichtigste. Das schließt die Solidarität mit unseren Sportvereinen ein“.

BZ u.a. vom 17. März 2020

 

Das Programm der digitalen Sportstunde von Alba Berlin trifft bundesweit auf Interesse. Jugendsenatorin Sandra Scheeres sagt dazu: „Gerade von Kita- und Schulschließungen ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche ausreichend Bewegung bekommen und ihnen nicht die Decke auf den Kopf fällt“.

Süddeutsche Zeitung vom 18. März 2020

 

Bundeskanzlerin Angela Merkel richtet sich in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung: „Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst. Und was das Schwerste ist, uns allen fehlen die Begegnungen, was sonst selbstverständlich ist.“

DPA vom 18. März 2020

 

Mit einem Milliardenschaden durch Corona rechnet der DOSB und setzt hinter die Veranstaltung der Olympischen Sommerspiele in Japan ein dickes Fragezeichen.

DOSB vom 19. März 2020

 

Der Kajak-Olympiasieger Max Hoff muss sich privat auf die Spiele von Tokio vorbereiten, nachdem sein Essener Trainingsstützpunkt geschlossen wurde. Sein Boot versteckt er an einem Berliner See, sein Auto ist Umkleidekabine, sein Wohnzimmer Trainingsstätte. Im Gegensatz zu seiner Freundin darf er nicht im Kanuzentrum in Tegel trainieren. Auch eine Art von Solidarität.

Berliner Zeitung vom 19. März 2020

 

Beim LSB Berlin sind an einem Tag über 100 Anfragen zum Corona Virus eingegangen, die den Dachverband mit einer Vielzahl von Sorgen und Nöten konfrontieren. Im Vordergrund der Fragen stehen für Aktive und Vereine die Nutzung der Sportinfrastruktur, die Bezahlung von haupt- und nebenberuflichen Trainern und Übungsleitern sowie die Kosten für den Ausfall von Trainingslagern, Wettkämpfen und Veranstaltungen. Für den LSB hat die Gesundheit der Bevölkerung und die Sicherung der Zukunft der Sportvereine Priorität. Besonders wichtig ist für ihn in der Krise die Solidarität der Sportfamilie.

DPA-Bericht über Berlin vom 19. März 2020

 

LSB-Präsident Thomas Härtel stellt in der Presse die Forderung heraus: „Wir brauchen einen Schutzschirm für den Berliner Sport“. Eine Formulierung, die vom DOSB und den Landessportbünden in einem Wunschkatalog gegenüber der Politik übernommen wird.

LSB Berlin vom 19. März 2020

 

Die Zentraleinrichtungen der Freien Universität und der Humboldt-Universität danken allen Studierenden, die auf die Rückzahlung der Gebühren für abgesagte Sportkurse des Hochschulsports verzichten

Hochschulsport vom 20. März 2020

 

In einer Analyse des Profisports in den USA, in Südkorea, Russland und Spanien wird aus der spanischen Zeitung AS zitiert: „Der Sport erweist sich als Disneyland, geschaffen für Freundschaft und Glückseligkeit. Nicht für dunkle Zeiten“.

taz vom 21. März 2020

 

Überregionale Zeitungen berichten über das vom LSB Berlin mit dem rbb und Partnern angebotene Online-Fitnessprogramm „move at home“ und kommentieren: „Der organisierte Sport steht zusammen und zeigt, dass auch in der Corona Krise der Alltag mit Sport gestaltet und bereichert werden kann“. Ein erfolgversprechendes Zukunftsprojekt.

Süddeutsche Zeitung/DPA vom 22. März 2020

 

Der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes, Bob Hanning, hält die Ausrichtung der Olympischen Spiele für abwegig und fügt hinzu: „In Zeiten wo Ausgangssperren verschärft werden, überhaupt darüber nachzudenken, ist fast schon amüsant“.

DOSB vom 23. März 2020

 

DOSB-Präsident Alfons Hörmann bangt um die Fortführung des für 2021 beschlossenen „Goldenen Plans“ für den Bau und die Sanierung von Sportstätten durch jetzt eventuell anstehende Umverteilungen im Bundeshaushalt für die Coronakrise.

DOSB vom 23. März 2020

 

Der LSB Berlin hofft auf fortlaufende finanzielle Unterstützung des Vereinssports durch den Senat und richtet sich dabei besonders an die Mitglieder des Abgeordnetenhauses.

rbb vom 23. März 2020

 

LSB-Präsident Thomas Härtel richtet einen Appell an die Mitglieder der Sportvereine: „Bleibt bitte in den Vereinen, auch wenn die Angebote jetzt nicht bereitgestellt werden. Das ist die beste Unterstützung überhaupt, die ihr den Vereinen bieten könnt“.

LSB Berlin vom 23. März 2020

 

Nach langem Ringen entscheiden der Ministerpräsident von Japan, die Gouverneurin von Tokio und der IOC-Präsident, die Olympischen Spiele und die Paralympics 2020 zu verschieben. Der Weltsport erwacht aus seiner Schockstarre.

FAZ vom 24. März 2020

 

Der DOSB-Pressedienst analysiert die bundesweiten Diskussionen über Corona im Zusammenhang mit dem Sport und den Olympischen Spielen. Er begrüßt diese und hebt dabei besonders die kreativen Ideen und Solidaritätsaktionen hervor, die von den Sportvereinen in der Krise überall entwickelt werden.

DOSB vom 24. März 2020

 

Der Bundesligaclub Alba Berlin streamt seine erste Sportstunde für Kinder nun auch auf einem youtube-Kanal. Er setzt damit ein Zeichen für neue digitale Angebote des Sports.

Alba Berlin vom 24. März 2020

 

Der LSB Berlin fordert ein „Sofort-Hilfe-Paket“ des Senats für Freiberufler und Selbstständige im Sport und übermittelt dem Senat seine Wünsche für den Fortbestand der gemeinnützigen Sportvereine und schlägt einen „Schutzschirm“ des Landes vor.

LSB Berlin vom 24. März 2020

 

Der Berliner Fußballverband geht mit seinen Trainingsstunden online und bietet Konditions-, Technik- und Taktikkurse an. Er berichtet von Solidaritätsaktionen seiner Vereine, so bei der Betreuung von älteren Vereinsmitgliedern durch Einkaufshilfen, Übersetzungstätigkeiten und der Spende von nicht verbrauchten Lebensmitteln aus geschlossenen Clubhäusern an Bedürftige.

BFV vom 26. März 2020

 

Die Sportmedizinerin, Prof. Petra Platen von der Uni Potsdam warnt vor übermäßigen Training während der Infektionsphasen: „Auch Leistungs- und Freizeitsportler(innen) sind während und nach höheren Belastungen besonders anfällig für Corona, vor allem beim Ausdauersport.“

DOSB vom 26. März

 

In einer Regierungserklärung vor dem Abgeordnetenhaus zur Coronakrise hebt der Regierende Bürgermeister Michael Müller die Förderung des Breitensports für die Gesunderhaltung der Bevölkerung hervor und setzt sich für einen Hilfsfonds zur Unterstützung der Sportvereine ein.

Landespressedienst vom 26. März 2020

 

Julian, Nathan, Domé und Jonas arbeiten über die Sportjugend in Berliner Sportvereinen im Rahmen ihres „Freiwilligen Sozialen Jahres“. Betreuungstätigkeiten fallen derzeit aus und sie sind in Homeoffice. Sie halten den Kontakt zwischen den jetzt arbeitslosen Trainern und Übungsleitern ihrer Vereine aufrecht, übernehmen Verwaltungstätigkeiten, kommunizieren mit ihren bisherigen Schützlingen und unterstützen ihre Vereine bei der Gestaltung der Homepage. Sie machen sich nützlich und lernen fürs Leben etwas vom Ehrenamt. Das alles berichten sie täglich über Facebook.

Facebook vom 27./28. März 2012

 

Italienische Zeitungen bringen den explosiven Ausbruch der „Corona-Bombe“ in Bergamo/Lombardei mit dem Achtelfinale der Champions-League zwischen Atalanta und Valencia vom 19. Februar im San Siro Stadion in Mailand in Verbindung. 45.000 der 125.000 Einwohner der Krisenstadt waren dabei und haben vermutlich den Ausbruch des Virus mit verursacht. Die Meldung erinnert an das Jahr 1918: Sumo-Ringern aus Japan wurde vorgeworfen, die „Spanische Grippe“ nach Europa gebracht zu haben.

Tagesspiegel vom 27. März 2020/s.a. Spinney, „1918 – Die Welt im Fieber“.

 

Der rbb berichtet über ein längeres und ausführliches Interview des LSB-Direktors Friedhard Teuffel mit der Berliner Morgenpost. Es geht um die Sportförderung und die gegenwärtigen Sorgen und Nöte des Vereinssports.

Berliner Morgenpost vom 27. März 2020

 

Horst Milde – Mister Marathon – Herausgeber eines Pressedienstes zum Laufsport weist auf die Absagen aller großen Marathon- und Stadtläufe hin und bittet um Unterstützung. Die Veranstalter und Organisatoren sind unverschuldet in Not geraten und es besteht die Gefahr, dass die Lauf-Events in die Pleite gehen.

German Road Races vom 28. März 2020

 

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Prof. Dr. Lothar Wieler, warnt in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vor Entwicklungen wie in Italien, wenn das Gesundheitssystem an seine Grenzen stößt. Wieler: „Wir stehen immer noch am Anfang der Welle, und ich kann nur alle auffordern, die Pandemie sehr ernst zu nehmen“.

ZDF vom 29. März 2020

 

In den Vereinszeitungen und auf den Webseiten Berliner Sportvereine werden die vom LSB Berlin zusammengestellten Fragen und Antworten zu Corona im Sport (FAQ) nachgedruckt und aktualisiert. Einer der Vereine, der VfL Lichtenrade, warnt seine Mitglieder davor, auf Verschwörungstheorien in sozialen Medien und auf Fake-News von Kriminellen hereinzufallen, die mit E-Mails und Kettenbriefen zu Geldzahlungen auffordern.

VfL Lichtenrade vom 30. März 2020

 

Auch am Ende des Monats gilt der am Anfang von Jens Spahn zitierte Aufruf „zu Hause zu bleiben“. Sein Ministerium postet jetzt ein Video unter ♯WirBleibenZuhause.

Facebook vom 30. März 2020

 

Das DOSB-Präsidium hat beschlossen, einen Solidarfonds zur „Erhaltung der Vielfalt“ des Sports in Deutschland einzurichten. Dazu stellt die Stiftung Deutscher Sport einen Grundstock von 1 Million Euro bereit, der durch Spendenaufrufe noch verstärkt werden soll. Angesichts der dramatischen Einnahmeverluste geht es um den Erhalt der 90.000 Sportvereine und Verbände, deren Leistungen für die Gesellschaft unverzichtbar sind.

DOSB vom 31. März 2020

 

Der LSB Berlin schaltet in der ersten Aprilwoche im Internet einen Fragebogen frei, in dem die Mitgliedsorganisationen und Sportvereine ihre bisher durch die Coronakrise entstandenen Einnahmenausfälle und Zusatzkosten auflisten können. Eine zur Sicherung des gemeinnützigen Sports existentielle Iniative aus Berlin als Grundlage eines „Förderungsfonds“ für den Sport.

DOSB vom 31. März 2020

 

Ein Großteil der Beschäftigten des Landessportbundes Berlin geht ab 1. April 2020 auf Kurzarbeit. Die LSB-Einrichtungen und der Jugendferienpark Ahlbeck bleiben geschlossen. Auch bei den Betreuungsprogrammen der Sportjugend Berlin, der Gesellschaft für Sport- und Jugendsozialarbeit sowie der Kinder in Bewegung gGmbH kommt es zu Einschränkungen. Die 160 in den Sportvereinen im „Freiwilligen Sozialen Jahr“ tätigen jungen Erwachsenen werden vom Bund weiterbeschäftigt, auch wenn direkte Hilfsprogramme vorübergehend wegfallen oder ersetzt werden müssen.

Die Zahl der durch Corona Infizierten ist in Berlin innerhalb von 31 Tagen von 1 auf 2777 gestiegen. In der Metropole an der Spree wird es still.

Stand 31. März 2020

 

In Kursiv: Erstveröffentlichung in „Sport in Berlin“, Ausgabe 3 von 2020. Schwerpunkt „Corona-Krise – Risiken und Chancen für den Vereinssport“.

 

 

 

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