Meine Corona-Chronik für Januar 2022: Nach zwei Jahren stehen wir weiterhin auf schwankendem Grund.

 

Das Neue Jahr hat friedlich und mit weniger Feuerwerk begonnen. Der Chef-Virologe der Charité, Christian Drosten, hält mildere Krankheitsverläufe bei der Omikron-Variante für „sehr wahrscheinlich“. So sei das Risiko für Ungeimpfte, nach einer Infektion in eine Klinik zu müssen, bei Omikron nur etwa drei Viertel so hoch wie bei der Delta-Variante.

Berliner Morgenpost vom 1. Januar 2022

 

Das Zweite Deutsche Fernsehen stellt die Olympischen Winterspiele in Peking in den Mittelpunkt und stellt zum Jahresbeginn die Frage “Wie sieht es hinter der Fassade wirklich aus?“. In ihrer Dokumentation geht Christiane Hoffmann mit weiteren Autoren dieser Frage nach und berichtet von Pekings perfekter Inszenierung, den gigantischen Sportstätten und der immer wiederholten politischen Aussage „das Virus in den Griff bekommen zu haben“. Die offizielle Propaganda der Regierung wirft weitere Fragen auf, etwa nach der Wahrheit hinter den Hochglanzbildern, den Einfluss, welchen die Sportlerinnen und Sportler überhaupt und vor allem auch das IOC haben. Ein nüchternes Fazit des TV-Teams: Das größte Sportereignis der Welt scheint wieder einmal zu einer politischen Machtdemonstration missbraucht zu werden.

ZDF vom 2. Januar 2022

 

Nach Rekordwerten bei den Corona-Zahlen macht der Hamburger Senat den Anfang, die von der Konferenz der Bundesländer mit dem Bundeskanzler beschlossenen neuen Corona-Maßnahmen zu verstärken: Im Breitensport der Hansestadt gilt künftig die 2G-Plus-Regel, in Innenräumen muss beim Sporttreiben zusätzlich ein negativer Corona-Test vorliegen. Ausnahmen gibt es bei Geimpften, Genesenen und „Geboosterten“. Auch im Profibereich sind Zuschauer nicht mehr erlaubt, Geisterspiele und Spielabsagen werden die Regel.

NDR vom 5. Januar 2022

Gute Vorsätze im neuen Jahr beziehen den Sport ein: Öfter trainieren, sich regelmäßig im Sport bewegen, was für die Gesundheit tun. Schwierig bei Corona, nicht nur im Vereinssport, sondern auch in den Fitness-Studios. Ralph Scholz, Vorsitzender des Industrieverbandes der Studios, verweist auf die leeren Trainingssäle und geht davon aus, dass es für viele stark Motivierte zu aufwendig sei, neben einem Impf- oder Genesenennachweis noch einen aktuellen Test vorzulegen. Schließlich werden beim Sport viel mehr Viren an die Luft abgegeben als beim Nichtstun. In vielen Studios besteht keine Pflicht, mit Maske zu trainieren. Die sonst zu Jahresbeginn vor Trainierenden berstenden Fitnessstudios haben enorme Einbrüche, die auch finanzielle Folgen für die Branche auslösen.

Berliner Zeitung vom 7. Januar 2022

 

Über die gravierenden Folgen von Schulschließungen und Distanzunterricht wird immer stärker berichtet. Eine Studie der Universität Zürich schlägt vor, den Schulbeginn auf eine Stunde zu verschieben und später zu beginnen. Ausgeschlafene Schülerinnen und Schüler profitieren überraschend vom Lockdown und Homeoffice, ein positiver Effekt trotz allgemeiner Verschlechterung von Gesundheit und Wohlbefinden als Langzeitfolgen. Auf die Verunsicherung der Eltern über den von der KMK empfohlenen Präsenzunterricht geht Karin Christmann in ihrem Kommentar ein und empfiehlt „den Turnbeutel im Spind zu lassen und die Kinder zum Austoben auf den Schulhof zu schicken“.

Tagesspiegel vom 10. Januar 2022

 

Berlin ist mit einer Inzidenz von 918,6 der Corona-Hotspot in Deutschland, so titeln die Zeitungen. Die Berliner Impfkampagne wird deshalb so schnell wie möglich auch auf die Apotheken ausgeweitet. Der Berliner Senat vollzieht eine Kehrtwende und setzt die vergangene Woche beim Bund-Länder-Gipfel vereinbarten Regeln ab sofort in Kraft. Künftig sind Kontaktpersonen mit einer Booster-Impfung von der Quarantäne ausgenommen. Wer die nicht hat, kann sich nach sieben Tagen per PCR- oder Antigentest ‚freitesten‘. Die verkürzten Quarantänezeiten sollen einer Personalknappheit bei Krankenhäusern, Feuerwehr und dem öffentlichen Nahverkehr vermeiden.

Berliner Morgenpost vom 14. Januar 2022

 

Torsten Kroop überbringt die schlechten Nachrichten des Tages: In sechs Tagen verdoppeln sich die Infektionszahlen, der Bezirk Mitte hat die höchste Inzidenz in ganz Deutschland, PCR-Tests werden zugunsten von Schnelltests rationiert, in den öffentlichen Verkehrsmitteln gilt wieder die FP2-Maskenpflicht. Erste Buslinien müssen wegen Personalmangels reduziert werden. Dazu die Regierende Bürgermeister, Franziska Giffey: „Wir sind noch nicht über den Berg, wir sind noch nicht einmal am höchsten Punkt angelangt“.

Berliner Morgenpost vom 19. Januar 2022

 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet erst für Mitte Februar mit dem Höhepunkt der Omikronwelle und fordert in täglichen Rundfunk- und Fernsehspots zum Impfen und Boostern auf. Berlin springt erstmals über die 1000er Marke, nachdem acht Bezirke bereits eine Inzidenz von 1000 gemeldet hatten. Die Tageszahl der Infizierten erreicht mehr als 100.000 in Deutschland, so das Robert-Koch-Institut. Kein Rückgang in Sicht.

Inforadio vom 19. Januar 2022

 

Die Coronafolgen für Kinder werden immer offenkundiger. Neben psychischen Erkrankungen, gefördert durch Homeoffice und Sportverbote, bekommen Elfjährige inzwischen Altersdiabetes, sie nehmen zu. Im Gespräch mit der Ärztin Susann Weihrauch-Blüher wurde über eine Gewichtszunahme von 20 bis 30 Kilogramm in sechs Monaten berichtet. Es geht nicht nur um Long Covid, sondern um Nebenwirkungen und Begleitkrankheiten nach zweijährigem Corona-Lockdown mit Kita-, Schul- und auch Sportvereinseinschränkungen für eine ganze Generation.

Süddeutsche Zeitung vom 19. Januar 2022

 

Die Deutsche Sportjugend hat sich zusammen mit dem DOSB im Kontext der Corona-Pandemie gegen antidemokratische und nicht selten gewaltsame Haltungen und Handlungen positioniert. Sie zeigt klare Haltung und tritt für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Demokratie ein.

twitter vom 19. Januar 2022

 

Die Zahl der Corona-Fälle an den Berliner Schulen hat sich in einer Woche verdoppelt. Der Anteil der positiv getesteten Schülerinnen und Schüler betrug 4,03 Prozent, eine Woche zuvor 2,05 Prozent. Das sind 13.571 Kinder und Jugendliche seit voriger Woche, insgesamt sind nach Angaben der Bildungsverwaltung derzeit 336.633 Schulkinder infiziert. Die Senatsverwaltung für Bildung hat den Vorwurf der Elternvertretungen auf Verharmlosung zurückgewiesen und eine Absicherung des Präsenzunterrichts verlautbart.

rbb 24 vom 21. Januar 2022

 

Bei der ersten Anreisewelle zu den Olympischen Winterspielen in Peking sind bereits 39 Corona-Fälle festgestellt worden. Aktive sind noch nicht betroffen, die Zahl bezieht sich auf 2.418 eingereiste Akkreditierte. Der Chef der medizinischen Expertenkommission des IOC, Dr. Brian McCloskey, unterstrich das Ziel, „Omikron nicht in die geschlossene Blase der Spiele hineinkommen zu lassen“.

DPA vom 23. Januar 2022

 

Die neue Bundesfamilienministerin Anne Spiegel schließt sich den kritischen Stimmen an, dass „Kinder und Jugendliche in der Pandemie aus dem Blick der Politik gerutscht seien“. Schulen und Kitas bilden laut Spiegel einen Anker der Stabilität unter Gleichaltrigen und dürften durch Einschränkungen „nicht in die Knie gehen“. Eine Verlängerung der Winterferien, wie sie beispielsweise in Berlin gefordert wurde, lehnt die Ministerin ab, „um die gewohnte Alltagsstruktur von Kindern und Jugendlichen nicht auf den Kopf zu stellen“.

rbb Inforadio vom 24. Januar 2022

 

Gerd Thomas, Vorsitzender des FC Internationale, beschäftigt sich in der wöchentlichen Helden-Kolumne der BZ mit neuen Allianzen des Amateursports in „nach Corona-Zeiten“. Er stellt eine riesengroße Rückkehr der Kinder in die Fußballabteilungen fest und kritisiert, dass dagegen viele bisherige Ehrenamtliche – vor allem auch Schiedsrichter – nach dem langen Lockdown ihre Arbeit in den Vereinen nicht wieder aufgenommen haben. Corona hat nach seinen Worten hier als Brandbeschleuniger für das Wegbrechen des Ehrenamts gesorgt. Als möglichen Lösungsansatz will er Mut machen und ruft die Vereine zu einer großen Allianz mit Politik, Wirtschaft und Bevölkerung auf. Thomas: „Wir müssen mehr Lust auf das Ehrenamt machen, dieses nicht als Belastung, sondern als persönlichen Mehrwert aufbauen. Dazu braucht es auch neue Konzepte“.

BZ vom 25. Januar 2022

 

Franziska Giffey, Regierende Bürgermeisterin von Berlin, wird über die Umsetzung der vom Bundeskanzler mit den Bundesländern getroffenen Corona-Vereinbarungen erst eine Woche später im Senat entscheiden. Die Lage für die Infrastruktur sieht sie als „noch nicht gravierend“ an. Diskussionen gibt es aber über die von der Bildungssenatorin bis Ende Februar ausgesetzte Präsenzpflicht an den Berliner Schulen und eine von den Amtsärzten empfohlene Aufhebung der bisherigen Quarantäne-Regeln in Kitas und Schulen.

rbb 24 vom 25. Januar 2022

 

DOSB-Präsident Thomas Weikert sieht die Lage in den Sportvereinen während der Pandemie „an einem kritischen Punkt“. Das sagte er am Mittwoch in der Sitzung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages. Weikert: „Wir sind zwar froh, dass es in diesem Winter keine pauschalen Verbote gab und unsere Forderung nach einer Breitensportgarantie Wirkung gezeigt hat, aber von Normalität im Sport sind wir meilenweit entfernt“. Er forderte pragmatische Lösungen für den Kinder- und Jugendsport, das Offenhalten des Schulsports und „gemeinsame Kraftanstrengungen zwischen Bund, Ländern und dem Sport, die Verbindlichkeit und Planungssicherheit schaffen“. Für den Breitensport sei die beste Coronahilfe, so Weikert „ihn wieder zuzulassen“ und damit auch das Engagement im Ehrenamt zu stärken.

Sport-Informations-Dienst vom 26. Januar 2022

 

Erneut erreichen die Zahlen der Corona-Neuinfektionen neue Höchstwerte: Für Deutschland meldet das RKI mehr als 200.000 Ansteckungen binnen eines Tages. Die Inzidenz übersteigt in acht Bundesländern den Wert von 1.000, in Berlin liegt sie mit 1.863 am höchsten. Die Impfquote liegt in Berlin bei 76,60 Prozent, an vierter Stelle nach Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

ARD-Tagesschau vom 27. Januar 2022

 

Zum Monatsende und nach zwei Jahren Corona werden die Forderungen an die Politik nach „abgestimmten Konzepten“ lauter: Es geht nicht um laute Werbekampagnen, sondern um Überzeugungsarbeit und persönliche Ansprache der Bevölkerung. So meldet sich der von der Bundesregierung eingesetzte Expertenrat zu Wort und fordert eine bessere Informationspolitik durch den Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur. In der Erklärung seiner Mitglieder aus unterschiedlichen Fachrichtungen heißt es: „Ein Mangel an Übereinstimmung von verfügbaren Informationen, deren Bewertungen und daraus folgenden Empfehlungen trage zur Verunsicherung der Bevölkerung bei, bietet Angriffsflächen für Falsch- und Desinformation, untergräbt das Vertrauen in staatliches Handeln und gefährdet den Erfolg von wichtigen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit“. Ein Aufruf für klare Worte und neues Handeln der Politik.

Tagesschau vom 31. Januar 2022

 

Erstveröffentlichung

auf www.lsb-berlin.de

vom 1. Februar 2022

 

Kommentare sind geschlossen.