Vor 25 Jahren
Im Jahr 1998 erscheint das „Lexikon der Ethik im Sport“ des Bundesinstituts für Sportwissenschaft. 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben nach dreijähriger Forschung gemeinsam mit dem Sport und den Kirchen die Werten und Normen des Sports, seine kulturelle, pädagogische und soziale Bedeutung beschrieben. Philosophen und Theologen haben das Miteinander der Sporttreibenden und deren gesellschaftlicher Auswirkungen analysiert. Auf den 712 Seiten des voluminösen Lexikons findet man den die heutige die Diskussion bestimmenden Begriff der „Integrität“ noch nicht. Auch die Suche nach Beiträgen zu Good Governance und Transparenz im Zusammenhang mit dem Sport führen zu keinem Ergebnis.
Vor 17 Jahren
Mit der Gründung des Deutschen Olympischen Sportbundes am 20. Mai 2006 in der Frankfurter Paulskirche werden der DSB und das NOK zusammengeführt und für die Zukunft vereint. Werte und Wert des Sports stehen im Mittelpunkt der Gründung: Gleichberechtigte Förderung von Spitzensport und Breitensport, von den Olympischen Spielen und Paralympics bis zum Sport für Kinder, Frauen, Ältere und Zuwanderer und deren individuellen Wünschen. Vor allem aber Chancengleichheit und Integration beim „Sport für Alle“ und Forderungen an die Politik im Hinblick auf Schulsport, Gesundheitsförderung, Subsidiarität und Hilfen für das Ehrenamt. Der Kampf gegen Doping und Korruption, Manipulation der Regeln, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit wird zum Verbandsziel und gesellschaftliche Herausforderung erklärt. Absichtserklärungen und Versprechen, die nicht eingehalten werden können und mehrere Führungskrisen des Dachverbandes auslösen.
Vor 6 Jahren
Das Internationale Olympische Komitee veranstaltet 2017 in Lausanne das Forum „Zur Integrität des Sports – gegen Korruption und Manipulation“ als Teil der neuen „Olympischen Agenda 2020“. Mit dem Schutz der Athleten vor jeglicher Art von Wettkampfmanipulation will das IOC seine Glaubwürdigkeit erhalten, was nur in Zusammenarbeit mit Regierungen, Staatsanwaltschaften und Veranstaltern möglich ist. Dem Forum folgen weitere Kongresse zur Nachhaltigkeit, den Menschenrechten, dem olympischen Waffenstillstand unter dem Motto „Give Peace a Chance“. Diese Diskussionen verändern nun auch die Sportorganisationen und Sportwissenschaften in Deutschland.
Vor 5 Jahren
Der Deutschlandfunk veröffentlicht 2018 eine durch die EU finanzierte Studie zum Stand demokratischer Prozesse in den Sportverbänden. Deutschland wird darin als „Entwicklungsland“ im Blick auf gute, transparente und moderne Verbandsführungen bezeichnet. Die Studie stellt fest, dass Reformen erst dann angegangen werden, wenn der öffentliche Druck durch die Medien erhöht und eine steigende Skepsis der Bevölkerung gegenüber den internationalen Verbänden die nationalen und regionalen Verbände zu Reaktionen zwingt.
Vor 3 Jahren
Unter dem Titel „Good Governance im Sportverein“ veröffentlicht Transparency International im Oktober 2020 seinen Leitfaden für die 20.000 Sportvereine in Deutschland. Im Geleitwort heißt es: Eine offene Kultur, die Mitgliedern und vor allem Athletinnen und Athleten ausreichend Informationen und Beteiligung an den wesentlichen Entscheidungen sichert, hilft den Sportorganisationen bei der Umsetzung moderner Führungsprinzipien.
Vor 2 Jahren
Die Notwendigkeit einer Umsetzung der Olympischen Agenda des IOC für zukünftige Großveranstaltungen des Weltsports wird immer dringender, nachdem politische und kommerzielle Einflussnahmen, Doping und Wettkampfmanipulationen sowie Korruption in internationalen Sportorganisationen die Glaubwürdigkeit eines von Fairness geführten Sports bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften im Fußball und anderen medienträchtigen Sportarten zunehmend in Frage stellen.
2023
Der Sportausschuss des Bundestages beschäftigt sich 2023 im Rahmen einer Anhörung mit dem Thema „Integrität und Good Governance im Sport – Handlungsbedarf in Politik und Verbänden“. Der Deutsche Olympische Sportbund und auch Athleten Deutschland e.V. veröffentlichen ihre dazu abgegebenen Stellungnahmen in größerer Auflage. Diese Positionspapiere bestimmen seitdem die Diskussionen der Landessportbünde und Mitgliedsorganisationen.
Was ist ‚historisch‘?
Hat sich der Sport innerhalb der letzten 25 Jahre gewandelt? Ja, das kann man sagen. Er hat begonnen, sich den Fragen der Gesellschaft und des Zeitgeistes zu stellen und nach neuen Antworten zu suchen. Weltweit. Glaubwürdigkeit und Integrität des Sports und der in ihm und für ihn Handelnden stehen auf dem Spiel. Alle bisherigen Werte und Normen – angefangen bei Coubertin – befinden sich auf dem Prüfstand. Die Abstimmungen darüber sind im Gange.