Meine Corona-Chronik für Mai 2021: Licht am Ende des Tunnels?

 

Dass große Sportvereine durch die Pandemie stärker betroffen stellt das Statistische Bundesamt fest: Rund 7,3 Millionen Mädchen und Jungen bis zum Alter von 18 Jahren konnten der Auswertung zufolge im Jahr 2020 wegen der Pandemie nicht mehr in ihren Vereinen trainieren. Auch die vor allem in der Gesundheitsprävention aktiven Senioren sind besonders stark vom Sport-Lockdown betroffen. Von den 22,5 Millionen Menschen in Deutschland, die älter als 60 sind, waren laut Mitteilung 20,8 Prozent oder 4,7 Millionen in einem Sportklub. Größere Vereine trifft die Pandemie überraschend oft härter als kleinere. Tobias Nordmann sieht dafür vielschichtige Gründe. So sind die Beiträge oft höher, weil eigene große Anlagen unterhalten und hauptamtliche Trainerinnen und Trainer beschäftigt werden. Im vereinseigenen Fitnessstudio oder beim Kinderschwimmen werden oft Zusatzbeiträge erhoben. Eltern, die in Kurzarbeit oder in ihrer Existenz bedroht sind, überlegen da schon eher einen Vereinsaustritt aus einem Großverein als einem kleinen Klub. Eine Sorge haben alle, dass zum Schluss viele sportwillige Kinder auf der Strecke bleiben und für sie ein Neuanfang nach Corona schwer wird.

ntv vom 1. Mai 2021

 

Mediziner beschäftigen sich mit der Frage, in welchem Ausmaß Covid-19-Erkrankte nach ihrer Genesung wieder mit körperlicher Aktivität bis hin zu Wettkampfsport beginnen können. Britische Wissenschaftlicher raten zur Vorsicht und schrittweisen Annäherung an frühere Sportgewohnheiten, insbesondere bei chronischen Vorerkrankungen. Die Wiedergewinnung der körperlichen Aktivität ist ein wichtiger Schritt zur Gesundheit, allerdings mit Risiken belastet und deshalb nur Schritt für Schritt zu empfehlen. Das Führen eines Tagebuches oder eine digitale Erfassung der Körperdaten wie Trainingsverlauf, evtl. Stimmungsänderungen, Herzfrequenz und Belastungen sind erforderlich und müssen notfalls zu Einschränkungen der körperlichen Belastung führen.

Deutsche Apotheker-Zeitung vom 3. Mai 2021

 

Detlef Kuhlmann kritisiert ein von der Kultusministerkonferenz angekündigtes Förderprogramm von 1 Milliarde Euro, das pandemiebedingte Lernverluste auf Grund von Studien bei Viertklässlern in Deutsch und Mathematik aufholen soll. Dazu sollen sogar außerschulische Lernpartner ins Boot geholt werden. Vom Schulsport ist bei diesem „Corona-Aufholpaket“ weit und breit noch nicht die Rede. Professor Kuhlmann vermisst beim spürbaren Bewegungs-Lockdown des Schulsports eine Kooperation mit den allerdings noch geschlossenen Sportvereinen. Eine Öffnung der Sportvereine wäre bei einem Aufholprogramm vielversprechender als nur die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Lehrerbildung, zum Beispiel im Fach Mathematik.

DOSB-Presse vom 4. Mai 2021

 

Der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, hat das von der Bundesregierung verfügte „Corona-Aufholpaket“ als völlig unzureichend kritisiert. Krüger, ehemals Jugendsenator in Berlin, dazu: „Natürlich hört sich ein Zwei-Milliarden-Programm erst einmal gut an, aber im Endeffekt werden damit weniger als 150 Euro pro Kind in die Hand genommen. Und wenn dann die Hälfte des Geldes unter Einbeziehung kommerzieller Nachhilfeeinrichtungen für die Kompensation der Versäumnisse der Schulen eingesetzt werden soll, ist das Paket in der Gesamtschau eher ein schlechter Witz. Zudem braucht es jetzt außerschulische Angebote unter Einbezug erfahrener Akteure der Zivilgesellschaft und Jugendhilfe, die soziale Interaktion ermöglichen, Bewegungs- und Ernährungsangebote für Kinder und Jugendliche schaffen sowie eine Ansprechfunktion in schwierigen familiären Situationen bieten.“

Deutsches Kinderhilfswerk vom 5. Mai 2021

 

Der Deutsche Olympische Sportbund und die 16 Landessportbünde haben sich bei einer Videokonferenz mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie befasst und fordern gemeinsam eine Öffnung des Sports. Thomas Härtel, Präsident des LSB Berlin dazu: „Mit der steigenden Anzahl von Geimpften und Genesenen, flächendeckenden Testungen und den im Sport etablierten Hygiene- und Schutzkonzepten ist die Zeit gekommen, den Sport wieder zu öffnen. Weitere Lockerungen sind ein elementarer Schritt für die Rückkehr zu einem geregelten Sportbetrieb, wie wir ihn kennen und lieben. Das gibt uns Perspektive und Zuversicht. Unsere Vereine stehen in den Startlöchern.“ Die Konferenz votierte auch für ein noch ausstehendes Impfangebot für die mehr als 440.000 im Amateursport tätigen Übungsleiterinnen und Übungsleiter. Dazu die Vorsitzende der Konferenz der Landessportbünde, Elvira Menzer-Haasis: „Der Kurs der Umsicht und Vorsicht muss bei der Umsetzung von Lockerungen auch weiterhin im Mittelpunkt stehen. Sport ist wie eine Impfung auf dem Weg zur Bekämpfung der Pandemie.“

LSB Berlin vom 8. Mai 2021

 

Der Deutsche Fußball-Bund (DGFB) hat mit seinen Regional- und Landesverbänden eine gemeinsame Petition und Kampagne für den Amateur- und Breitensport mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gestartet. Unter der Überschrift „Draußen muss drin sein“ fordert die Initiative die schnellstmögliche Wiederzulassung des organisierten Sportbetriebs unter freiem Himmel, zunächst im Training, anschließend im Wettkampfbetrieb. Auch die Mitglieder, Vereine und Verbände anderer Sportarten sowie alle Sportbegeisterten in Deutschland können an der Online-Petition teilnehmen. Neben umfassenden Aktivitäten im Online- und Social-Media-Bereich sollen in den kommenden Tagen unter anderem ausgewählte Standorte in Berlin vorübergehend plakatiert werden. Beim DFB-Pokalfinale wird ein Riesenbanner auf der Gegentribüne im Berliner Olympiastadion für die Aktion werben.

DOSB vom 12. Mai 2021

 

Breiten Raum nehmen die Corona-Auswirkungen auf den Sport auch in den Kiez-Zeitungen und Anzeigenblättern ein. So titelt Katja Reichgardt „Sportvereine schlagen Alarm“ und berichtet über die Situation im Amateur- und Breitensport bei den Vereinen SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08, dem Namensvetter FC Viktoria 1889 und dem Mehrspartenverein SV Berliner Verkehrsbetriebe 49. Hier hat Corona zum Austritt vieler Kinder und Jugendlicher geführt, die hoffentlich in die Vereine zurückfinden werden. Mit viel Kreativität wurden Online-Angebote entwickelt, so unter „Viktoria live“. Alle hoffen auf Lockerungen und stimmen der Aussage eines Jugendleiters zu: „Nach so langer Zeit ist es dringend erforderlich an Lösungen und nicht an Stillstand zu denken.“

Berliner Abendblatt vom 15. Mai 2021

 

Er wollte 120 Jahre alt werden, weil der menschliche Körper für dieses hohe Alter gebaut ist. Nun ist Prof. Dr. Wildor Hollmann am 13. Mai 2021 mit 96 Jahren an den Folgen von Covid-19 verstorben. Bianka Schreiber-Rietig würdigt den Pionier der Sportmedizin und weltbekannten Kardiologen in einem lesenswerten und liebesvollen Nachruf. Seine Vorlesungen an der Deutschen Sporthochschule waren über Jahrzehnte „das Ereignis“ der Kölner Studentenschaft, er hatte Fans in aller Welt und war nie im Ruhestand. Seine Forschungen bewegten die Medizin. In Berlin erinnern wir uns an seine Akademietagungen und Vorträge an unserer Sportschule. Sein großes Vorbild wird uns fehlen.

sportspitze.de vom 15. Mai 2021 

 

Prof. Dr. Helmut Digel kommentiert in seinem Blog „Sport nachgedacht“ den Bedeutungsverlust des Sports in den gegenwärtigen Corona-Wirren. Er stellt fest: “Wurden noch vor der Pandemie die Repräsentanten des internationalen Sports als bedeutsame und wichtige Partner wahrgenommen, so sind sie mit Ausbruch der Pandemie zu bedeutungslosen Personen geworden. Im Zuge der Pandemie ist jedoch nicht nur vielen Politikern und Politikerinnen sondern immer mehr Bürgerinnen und Bürgern klar geworden, dass ein Leben ohne Sport möglich ist, dass der Sport aus der Sicht der Politik nicht systemrelevant ist, dass der Sport für unsere Menschheit nicht überlebensnotwendig ist, was vor allem für den Berufs- und Zuschauersport gilt.“ Digel fordert, das Verhältnis des Sports zur Politik und die demokratische Verfasstheit seiner Führungsgremien auf den Prüfstand zu stellen und einen angemessenen, neuen Standort des Sports im Bildungssystem des öffentlichen Schulwesens zu finden. Er schließt mit den Sätzen: „Eine neue und eine sehr viel klarere Trennung des gemeinnützigen Sports von einem Sport, der nur noch privatwirtschaftlichen Interessen dient, muss so schnell wie möglich vollzogen werden. Die alten ungelösten Herausforderungen sind ganz offensichtlich auch die neuen.“

DOSB vom 17. Mai 2021

 

Mit der Forderung zur Öffnung aller Sportanlagen hat sich der Landessportbund gemeinsam mit den Berliner Sportverbänden und Bezirkssportbünden an den Regierenden Bürgermeister und den Sportsenator gewandt. Unter Hinweis auf die durch Bewegungsmangel ausgelösten körperlichen, seelischen und sozialen Folgen für die Gesundheit sowie die dazu vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse erwarten die 40 Unterzeichner des Briefes auch eine Öffnung der Sport- und Schwimmhallen.

LSB Berlin vom 17. Mai 2021

 

Statt einer ansteigenden Begeisterung vor Olympischen Spielen, wie sie sonst in den Olympiastädten festzustellen ist, wird der Gegenwind durch die japanische Bevölkerung immer stärker. Nun haben auch 6000 Tokioter Ärzte gegen die Spiele protestiert und deren Absage gefordert. Auf Anfrage der Deutschen Welle (DW) teilt das IOC dazu mit: „Die olympische Gemeinschaft auf der ganzen Welt steht an der Seite Japans und denkt an die japanischen Menschen, die von der Pandemie betroffen sind. Nur aufgrund der Fähigkeit des japanischen Volkes, Widrigkeiten zu überwinden, sind diese Olympischen Spiele unter diesen sehr schwierigen Umständen überhaupt möglich. Der Geist der Beharrlichkeit ist auch der olympische Geist.“

Deutsche Welle vom 18. Mai 2021

 

Eigentlich sollte der 17. Deutsche Kinder- und Jugendhilfetag in Essen stattfinden, nun wird er wegen Corona vom 18. – 20. Mai 2021 zum ersten Mal digital über die Bildschirme gehen. Im ZDF forderte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Jugendhilfe (AGJ), die Erziehungswissenschaftlerin Karin Böllert, mehr Anerkennung für junge Menschen in der Corona-Pandemie. Für die Politik hätten Kinder und Jugendliche über ein Jahr lang keine Rolle gespielt. „Und wenn sie sich nicht selber laut geäußert und ihre Wahrnehmung eingefordert hätten, würde sich heute noch keiner damit auseinandergesetzt haben, wie es jungen Menschen in der Pandemie geht“, kritisierte Böllert. Der größte Jugendgipfel in Europa wird von der AGJ veranstaltet, zu deren Mitgliedern die Jugend- und Wohlfahrtsverbände, der Deutsche Bundesjugendring und auch die Deutsche Sportjugend gehören.

Tagesspiegel vom 19. Mai 2021

 

Mike Hoffmann ist Vorsitzender eines der ältesten Sportvereine unserer Stadt, des Allgemeinen Turn-Verein zu Berlin 1861 (ATV). Er berichtet im zweiten Jahresheft von „bewegtberlin“ des Berliner Turn- und Freizeitsportbundes (BTFB) über seine Anstrengungen zur Digitalisierung gerade in Corona-Zeiten. Der Verein hat mit Unterstützung des LSB seine Mitgliederverwaltung auf ‚digital‘ umgestellt und sich bei befreundeten Vereinen Rat und Tat für Videokonferenzen und Live-Online-Sport geholt. Hoffmann: „Aktuell bieten wir mehr als 20 Sportstunden in der Woche digital an. Seit April haben wir auch unser erstes Sportangebot im Verein eingeführt, das über den Corona-Lockdown hinaus im Vereinsangebot bleiben soll.“ Er stellt aber auch fest, dass digitale Alternativen nicht alle erreichen und nicht alles ersetzen können, wobei „richtige“ Treffen natürlich unverzichtbar sind. Das BTFB-Magazin beschäftigt sich auf 42 Seiten mit der Digitalisierung und hat eine neue BewegtBerlin App geschaltet, auf der neben dem Magazin auch mehrere Vereinszeitungen abgerufen werden können.

BewegtBerlin vom 20. Mai 2021

 

Die Berliner Presse bemängelt eine fehlende Kritik der Berliner Parteien an einer fragwürdigen Europapokalparty der Union-Anhänger und vermutet Zurückhaltung im Vor-Wahlkampf. LSB-Präsident Thomas Härtel hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg: „Und wir versuchen unter Einhaltung der Hygieneregeln den Amateur- und Breitensport zu öffnen! Liebe Unioner, wir gratulieren zu eurem Erfolg, aber wenn es stimmt, dass ihr eure Anhänger noch zu einer Feier vor dem Stadion auffordert, dann seid ihr in der Pandemie kein Vorbild.“

Twitter vom 22. Mai 2021

 

Im Gespräch mit Maximilian Rieger wünscht sich die erfolgreiche Para-Schwimmerin Verena Schott baldige Klarheit darüber, ob die Paralympics in Tokio tatsächlich stattfinden. Drei Mal Silber, zwei Mal Bronze hat sie bei der Para-EM auf Madeira errungen. Bei hervorragenden Corona-Schutzmaßnahmen des Veranstalters hat sie sich im Hochrisikogebiet dort „relativ sicher“ gefühlt. Nun stehen die Spiele in Tokio an, die zunehmend als Superspreading-Event angesehen werden.

Deutschlandfunk vom 23. Mai 2021

 

Im Rahmen des „Corona-Aufholpaketes“ soll es nach Aussagen von Jugendsenatorin Sandra Scheeres neben Ferienschulen auch Bildungsangebote für Sport- und Erholungsreisen geben. Scheeres: „Diese Angebote bieten Erholung, Entspannung und Bewegung und den Kontakt zu Gleichaltrigen.“ Am gleichen Tag titeln die Tageszeitungen ein Impfangebot für alle Jugendlichen und für Berlin ab Juni die Umrüstung von Turnhallen zu Impfzentren. Verkehrte Welt, wie wäre es mit im Moment nicht benötigten Sitzungssälen der Bezirksämter und dem leerstehenden ICC?

Tagesspiegel vom 25. Mai 2021

 

Als derzeit wichtigstes Ziel sieht Stefan Raid, der neue Vorsitzende der Deutschen Sportjugend (DSJ), die Aufgabe „unsere Mitgliedsorganisationen gut durch die Pandemie zu bringen“. Im Interview mit Stephan Lüke ergänzt er: „Wir möchten sie unterstützen, Kinder und Jugendliche wieder aktiv für Bewegungs- und Sportvereinsangebote zu begeistern. Sportvereine bieten ihnen geschützte Räume, in denen sie gemeinsam mit ihren Freundinnen und Freunden ihren Spaß an Bewegung, Spiel und Sport nachgehen können und wo sie sich bei zahlreichen Bildungsangelegenheiten in ihrer Persönlichkeit weiterentwickeln können. Wir müssen Kinder und Jugendliche wieder in Bewegung bringen.“ Weiter setzte sich der DSJ-Vorsitzende für eine Wiederaufnahme des Schulsports und eine Reaktivierung der durch die Pandemie ausfallenden Sport-Arbeitsgemeinschaften an Ganztagsschulen ein.

ganztagsschulen.org vom 26. Mai 2021

 

Berlin und Brandenburg gehen beim Neubeginn des Präsenzunterrichts an Schulen unterschiedliche Wege. Während Brandenburg noch vor den Sommerferien den Distanzunterricht beenden will, denkt Berlin darüber erst nach den Ferien nach. Der Regierende Bürgermeister setzt auf eine möglichst frühe Impfung von Kindern und Jugendlichen, damit nach den Ferien und nach der zweiten Impfung ein gemeinsamer Schulunterricht ermöglicht wird.

rbb 24 vom 27. Mai 2021

 

Zu Gast im Reiterstadion des Olympiaparks war die Sendung zibb des RBB und berichtete über das Freilufttraining des derzeit noch geschlossenen Mädchensportzentrums Centre Talma. Statt Tanzen stand dort der Disc- und Footgolf-Parcours der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit im Mittelpunkt des Programms, wobei anstelle des Golfballs die Frisbeescheiben geworfen wurden. Die Mädchen konnten sich wieder einmal treffen und unter Anleitung von Anke Rösler vom Freizeitsportteam gemeinsam Sport treiben. Das machte Spaß und unterbrach die körperliche und psychische Isolation in Coronazeiten. Im vergangenen Jahr hatten Berliner Schulen und Jugendgruppen in mehr als 100 Workshops die Angebote der LSB-Tochtergesellschaft im Reiterstadion genutzt.

RBB zibb vom 27. Mai 2021

 

In einem ausführlichen DLF-Hintergrundgespräch – abzurufen unter dlf.de/497929 – beschäftigt sich Maximilian Rieger mit der Reaktion des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) auf die Pandemie und deren Durchsetzung und Dramatisierung gegenüber der Politik. Dazu führt er Interviews mit DOSB-Vizepräsident Andreas Silbersack und der Vorsitzenden der Konferenz der Landessportbünde Elvira Menzer-Haasis, die der Politikfähigkeit der Dachorganisation Verbeserungsbedarf bescheinigen. So wurde der DOSB vom Gesundheitsausschuss des Bundestages zweimal nicht zu den Anhörungen zum Infektionsschutzgesetz eingeladen, auch hielten vom DOSB vorgetragene Hochrechnungen näheren Prüfungen nicht stand.  Dass der DOSB es nicht geschafft hat, neben den Mitgliedern des Sportausschusses auch weitere Verbündete aus der Politik für seine Anliegen zu gewinnen, stellt auch Prof. Dr. Christoph Breuer, Sportökonom von der Deutschen Sporthochschule fest: „Insgesamt hat die Krise auch in ernüchternder Weise gezeigt, dass der Sport nicht so politikfähig war, wie er das lange Zeit geglaubt hat.“

Deutschlandfunk vom 27. Mai 2021

 

„Kinder sind die Verlierer der Pandemie“, so Mathis Feldhoff in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. Trotz Aufholprogramm ist das schlechte Gewissen der Politik unüberhörbar, die bisherige Jugendministerin gehörte dem Corona-Kabinett nicht einmal. Die Pandemie hat Kitas und Schulen geschlossen, soziale Kontakte unterbunden und – so die Experten – verstärkt die seelischen Nöte der Jugendlichen und ist mit Geld nicht zu heilen. Kinder stehen nicht im Mittelpunkt der Politik. Die Bundeskanzlerin schlägt kleine Gruppen zum „Aufholen“ vor, um Kinder nicht noch einmal zu überfordern. Jacob Maske, Sprecher der Kinder- und Jugendärzte: “Wir haben ihnen Verletzungen zugeführt, den Jugendlichen, den Kindern, nicht allen aber vielen. Wie tief kann keiner sagen, aber die Anzeichen sind alarmierend.“ Was in Deutschland fehlt, ist eine Lobby und eine Politik für Kinder und Jugendliche, und das erst nicht seit Corona. Das Leben der Kinder liegt seit einem Jahr brach, manche sprechen bereits von einer „verlorenen Generation“.

Berlin direkt des ZDF vom 30. Mai 2021

 

Eine Frage stellt sich vor dem Sommer bei allen coronagebeutelten Sportlerinnen und Sportlern „Endlich Licht am Ende des dunklen Tunnels?“. Die Antworten sind nicht einhellig, die Politik hält Zurückhaltung, die Notbremse bleibt scharf, Impfstoffe rollen an, Präsenzpflicht kommt wieder, die Außengastronomie öffnet auch innen, Fitnessstudios und Sportvereine beginnen wieder mit dem Training und der Kinderbetreuung. Die Wissenschaft diskutiert über die Langzeitwirkungen von Corvid-19, während Profivereine ihre Gladiatoren vor der ärztlichen Schonzeit zurück zum Geldverdienen rufen. In Japan schlagen die Pressemeldungen über das Für und Wider der Olympischen Spiele jeden Tag neue Volten. Kommt die Zeit für die Philosophen, über den Sinn und Unsinn des Sports nachzudenken? Professor Digel sieht den nach dem Krieg gegründeten Einheitssportverband am Ende, zweigeteilt durch die Werte des Breitensports und den Kommerz des Mediensports, was sagen Lenk und Gebauer dazu? Nehmen wir uns die Zeit, über unseren Sport vom Anfang her neu nachzudenken? Welche Reformen brauchen wir als Start-up? Ob die Chronik der Pandemie heute beendet werden kann, bleibt offen.

Stand am 31. Mai 2021

 

Erstveröffentlichung

auf lsb-berlin.net vom 15.6.2021

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