Die Olympischen Spiele von Tokio sind durch die Pandemie als „die leisen Spiele“ in die Sportgeschichte eingegangen. Viele Journalisten haben sie im Vorfeld als „steril“ bezeichnet, was Anno Hecker, der Sportchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, so nicht unterschreibt. Im Interview mit Frank Schneller vom Verband Deutscher Sportjournalisten nimmt er zur fehlenden Interaktion zwischen Publikum und Sportlern Stellung. „Natürlich wünschen wir uns die. Denken Sie an die Leichtathletik – das Klatschen beim Anlauf des Weitspringers. Aber daraus zu schließen, dass in Tokio keine Stimmung herrschte, greift zu kurz. Es geht durchaus auch um die Stimmung untereinander – und die habe ich in Tokio besonders intensiv erlebt. Steril war das gar nicht“. Basis für guten Sportjournalismus ist für in die Nähe und die dazu notwendige Qualität der Recherche. Hecker: „Das Fernsehbild ist gut und wichtig. Aber der Zuschauer zuhause am Bildschirm kann nicht riechen oder schmecken, Vibrationen spüren. Selbst das Hören ist nicht eins zu eins mit dem Live-Erlebnis zu vergleichen. Diese Nähe ist wichtig“.
Sportjournalist Nr. 5 vom 4. Oktober 2021
In Berlin ist am 4. Oktober die Maskenpflicht an den Grundschulen gefallen. Eine viel diskutierte Entscheidung, die vom RKI-Präsidenten und mehreren Virologen als verfrüht kritisiert wird.
Tagesschau vom 5. Oktober 2021
Auch in Berlin dürfen Fitness- oder Tanzstudios sowie ähnliche Indoor-Einrichtungen mit Hygienevorschriften öffnen. Es gelten das 2G- oder 3G-Modell. Bei 3G müssen Mindestabstände, pro Quadratmeter nur eine Person, bei bewegungsintensiven Sportarten pro 10 Quadratmeter beachtet werden. Außerhalb der Sportausübung müssen medizinische Masken getragen werden, hinzu kommen Lüftungsauflagen und eine Kontakt-Nachverfolgung. Kinder bis zu 14 Jahren können ohne Test in festen Gruppen bis zu 20 Teilnehmern trainieren. Bei der 2G-Regelung – Geimpfte und Genesene – entfallen ein Teil der Auflagen. So können Kinder unter 12 Jahren ohne Impfung trainieren, müssen aber einen negativen Test vorweisen. Für den Vereinssport ein sich täglich änderndes und verwirrendes Ärgernis.
rbb24 vom 6. Oktober 2021
Kyrie Irving, Basketballstar der Brooklyn Nets, ist erklärter Impfgegner und wurde vom Trainingsauftakt in New York ausgeschlossen und falls er weiterhin stur bleibt, mit härteren Konsequenzen bedroht. Irving ist als Anhänger unterschiedlicher Verschwörungstheorien bekannt und wurde von New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio aufgefordert „Lass Dich impfen, Deine Teamkollegen wollen Dich zurück“. Eine Impfpflicht in der NBA-Liga wird es für die Profis nicht geben, so die Spielergewerkschaft. Schiedsrichter, Trainer und Staff-Mitglieder müssen sich aber impfen lassen.
Der Spiegel vom 6. Oktober 2021
Die Deutsche Sportjugend möchte Kinder und Jugendliche nach den Einschränkungen während der Corona-Pandemie wieder in Bewegung bringen. Dabei stehen Spaß an der Bewegung im Vordergrund, der durch eine enge Verknüpfung von Sport und Musik erreicht werden soll. Die neue Kampagne „MOVE“ ist inzwischen gestartet und wird in den Mitgliedsorganisationen und Vereinen ganzjährig zu verschieden Themenschwerpunkten unterstützt. Mit der vom Bundesministerium für Familien, Soziales, Frauen und Jugend geförderten dsj-Bewegungskampagne sollen insgesamt 1 Million Kinder und Jugendliche erreicht werden.
DOSB vom 12. Oktober 2021
Virtuelle Mitgliederversammlungen sind auch ohne entsprechende Satzungsregelung nun bis zum 31. August 2022 möglich, nicht mehr wie bisher bis Ende 2021. Der Anwendungsbereich des „Gesetzes über Maßnahmen im Gesellschafts-, Genossenschafts-, Vereins-, Stiftungs- und Wohnungseigentumsrecht zur Bekämpfung der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie“ – das Corona-Gesetz – wurde verlängert.
LSB Berlin vom 15. Oktober 2021
Nach Aufhebung von Corona-Regeln ist die Fußball-Fanszene noch weit von der Normalität entfernt. Jonas Gabler, Fanforscher und Geschäftsführer der Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport der sozialen Arbeit (KoFaS), sieht noch einen langen Weg für die Fans, auch wenn sich die Stadiontore jetzt wieder öffnen. Im Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk sieht er Hindernisse und fehlende Reize für die Fans, so das Zusammensein mit Freunden auf Stehtribünen, die von Ultra-Fans abgelehnte, aber erforderliche Kontakt-Nachverfolgung und die Einführung personalisierter Tickets. Allerdings gibt es unter den verschiedenen Fangruppen unterschiedliche Positionen, die einen lehnen die 2G-Regelungen ab oder wenden sich gegen nicht mehr kostenfreie Coronatests bei 3G. Gabler befürchtet eine Abkehr vieler Fans von ihren bisherigen Clubs und ausbleibenden Stadionbesuchen. Stark diskutiert wird die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs, wozu auch Antidiskriminierung, Partizipation, Dialogförderung und Konfliktschlichtung gehören. Er ist zuversichtlich, dass bei der Fortführung der Impfungen im Frühjahr 2022 auf Einschränkungen und die 2G-Regelung verzichtet werden können. Bis dahin muss die Welt des Fußballs auch für die Fans wieder attraktiv werden.
NDR vom 15. Oktober 2021
Im Zuge einer totalen Abschottung Nordkoreas wegen der Pandemie ist auch der Sport zum Erliegen gekommen. Die Regierung in Pjöngjang sagte die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Peking ab und zog sich von den Qualifikationsspielen für die Fußball-WM 2022 zurück. Das bei einer großen Sportbegeisterung der Bevölkerung. Nordkorea war 2018 bei den Olympischen Winterspielen gemeinsam mit Süd-Korea aufgetreten und hatte in den Folgejahren Medaillenerfolge bei internationalen Meisterschaften. Das IOC hat Nordkorea inzwischen von den Spielen in Peking auch offiziell ausgeschlossen, das Land ist nun nicht nur politisch isoliert, sondern auch im Sport. Corona wird als Grund dafür angegeben.
Deutsche Welle vom 21. Oktober 2021
Thomas Gröbner geht dem Minus von 800.000 Mitgliedern in den Sportvereinen durch Corona nach und spricht vom Verlust einer ganzen Generation für den Sport. Seiner Meinung nach ist das ein Thema, das alle angeht: „Die Sportvereine haben die Kraft, zu kitten, was die Pandemie auseinanderreißt. Denn auf den Tennisplätzen und in den Turnhallen klatschen sich Impfgegner und Befürworter ab (Hände waschen nicht vergessen), und vor den Fußballtoren auf dem Bolzplatz sind alle gleich. Einer gespaltenen Gesellschaft darf es deshalb nicht egal sein, wenn ihre Sportvereine leiden“.
Süddeutsche Zeitung vom 21. Oktober 2021
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) stärkt die Impfkampagne der Bundesregierung, „Ärmel hoch“. Die DOSB-Vorstandsvorsitzende, Veronika Rücker, erklärt dazu: „Die Covid-19-Impfung ist der Schlüssel zum Comeback der Gemeinschaft. Nur so können wir sicherstellen, dass ein soziales Miteinander, auch in den Sportvereinen, wieder sorglos möglich ist. Nach über einem Jahr weitgehender Bewegungslosigkeit ist es gerade für die jungen Menschen enorm wichtig, dass sie jetzt wieder sicher im Verein Sport treiben und sich treffen können. Deshalb unterstützt der DOSB aus voller Überzeugung die Impfkampagne der Bundesregierung und ruft ganz Sportdeutschland dazu auf, sich zu beteiligen. Mithilfe der Vorbildfunktion unserer Athletinnen und Athleten, Trainerinnen, Trainer und Vereine möchten wir alle Menschen zur Impfung ermutigen.“
DOSB vom 22. Oktober 2021
Die Präsidentin des Österreichischen Ski-Verbandes (ÖSV), Roswitha Stadlober, hat „Ungeimpften“ die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Peking ‚verboten‘, so ein Bericht „Kurier“. Zehn Prozent des ÖSV-Olympiateams sind ungeimpft und müssen sich die Spiele nun am TV ansehen. Rein rechtlich wäre ein Olympiastart auch für Impf-Verweigerer denkbar, was aber bei drei Wochen Quarantäne nach der Ankunft in der Praxis nicht umsetzbar ist. Von einer Impfpflicht will Stadlober nicht sprechen. „Man kann nur Empfehlungen aussprechen und die möglichen Konsequenzen aufzeigen“.
heute.at vom 24. Oktober 2021
Der Tübinger Sportwissenschaftler Prof. Dr. Ansgar Thiel beschäftigt sich mit dem auch durch Corona ausgelösten Bewegungsmangel und dessen Folgen. Er fordert zusammen mit weiteren Wissenschaftlern einen „großen nationalen Pakt Sport und Bewegung“ ähnlich des von der Politik verfolgten Klimapakts. Allerdings sieht er dafür aktuell keine Lobby in der Politik und verweist auf die Rolle des Sports in den Koalitionsverhandlungen, die dort unter den letzten Plätzen und fast am Ende aufgeführt wird. Als praktisches Rezept gegen den Bewegungsmangel schlägt er Aktionen „zum zu Fuß gehen“ vor und unterstützt technische Innovationen, so eine Art Laufband am Schreibtisch, die das Gehen am Arbeitsplatz unterstützt.
SWR Sport vom 22. Oktober 2021
Stefan Raid, der 1. Vorsitzende der Deutschen Sportjugend, hat beim wegen Corona nur teilweise in Präsenz stattfindenden Hauptausschuss in Erfurt die Situation des Kinder- und Jugendsports und dessen Einschränkungen durch die Pandemie in den Vordergrund gestellt und erwartet von der neuen Bundesregierung „wieder mit strahlenden Gesichtern Kindern beim gemeinsamen Sporttreiben zuzuschauen“. Er forderte von den Koalitionsparteien einen Aufbruch für ein bewegungsfreundlicheres Deutschland und die Umsetzung eines „Bewegungsgipfels“. Stefan Raid: „Es muss ein übergreifender Austausch auf Bundesebene erfolgen, der dem Thema Bewegung insbesondere in Bezug auf Kinder und Jugendliche die dringend notwendige Aufmerksamkeit zuteilwerden lässt.“
Deutsche Sportjugend vom 23. Oktober 2021
Matthias Kamp titelt aus China „Corona ist nicht besiegt“ und berichtet über einen gerade verhängten Lockdown über die chinesische Millionenstadt Lanzhou, Provinzhauptstadt von Gansu im Norden des Landes. Für das OK der Olympischen Winterspiele 2022 ist Covid-19 die „größte Herausforderung“, so Zhang Jiandong, der Vizepräsident. Zuschauer aus dem Ausland können zu den Spielen nicht nach Peking und in weitere Provinzen einreisen. Durch drei große Ringe des Schutzkonzeptes werden die Aktiven, Teams und Journalisten wie schon in Tokio überwacht, ein ausgeklügeltes Gesundheitsmonitoring muss schon 14 Tage vor der Einreise absolviert werden, dazu regelmäßige Tests. Wegen steigender Coronazahlen wurde der Peking-Marathon abgesagt.
Neue Zürcher Zeitung vom 27. Oktober 2021
Prof. Dr. Karsten Watzel, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, geht bei „Corona nachgefragt“ auf den Fall des Bayern-Profi Joshua Kimmich ein und erklärt Nebenwirkungen und Langzeitfolgen von Impfungen sowie von Impfdurchbrüchen bei Geimpften. Er hält diese Fälle von 1 bei 100.000 Impfungen für geringfügig und geht davon aus, dass Nebenwirkungen innerhalb kurzer Zeit nach der Impfung auftreten und seltene Nebenwirkungen bei derzeit 100 Millionen Impfungen in Deutschland zwar in längeren Zeiträumen denkbar, aber wegen des aktiven Coronaschutzes unbedenklich sind. Er plädiert für die jetzt möglichen Impfungen von Jüngeren und für Wiederholungsimpfungen von Älteren.
phoenix vom 28. Oktober 2021
Durch finanzielle Anreize kommt der Sport von Kindern in Bayern wieder in Schwung. Seit dem Schulstart sind 19.607 Neueintritte von Grundschulkindern in den Sportvereinen erfolgt. Das Gutscheinprogramm des Freistaates „Mach mit – Sei fit“ hat daran seinen Anteil. Bis Herbst nächsten Jahres können Sport-Gutscheine für Neueintritte über den Landessportverband abgerechnet werden, es gibt einen Zuschuss von 30,– Euro für Grundschulkinder der 1. bis 4. Klassen. Parallel läuft eine Aktion für das „Seepferdchen“ mit 50,– Euro für Vorschulkinder und Erstklässler(innen).
DOSB vom 29. Oktober 2021
Am Rande des G 20-Gipfels in Rom meldet sich die Bundeskanzlerin und warnt vor einem Anstieg der Corona-Infektionen, der Bundesgesundheitsminister wirbt für Booster-Impfungen und Berlins scheidende Gesundheitssenatorin will die Impfzentren offenhalten. Eine Krisenstimmung angesichts der nun doch kommenden vierten Welle, während Teile der Bevölkerung Corona für überwunden halten und in die Stadien drängen. Mitnichten, auch diese Chronik wird weitergehen.
Stand am 30. Oktober 2021