Sportgeschichte(n) aus „Sport in Berlin“

Thema: Frauen im Sport

Vor 162 Jahren

Oktober 1860: In Berlin gründet sich der Mädchen-Turnverein Thusnelda unter Leitung von Marie Below, der späteren Frau von Prof. Dr. Angerstein, dem Vorsitzenden des Berliner Turnrathes und des Turnlehrervereins. Die Mädchen und Frauen des Vereins wirken beim 2. Deutschen Turnfest 1861 in Berlin mit, geschmückt mit schwarz-rot-goldenen Schärpen. Weitere Mädchenturnvereine werden gegründet, das allgemeine Mädchenturnen aber erst 1876 an den Berliner Schulen eingeführt. Zuvor werden nach Anregungen von Pestalozzi und Eiselen Leibesübungen für Mädchen und weibliche Jugendliche nur in Privatschulen angeboten.

 

Vor 133 Jahren

September 1889: Der Männer Turnverein Vater Jahn Rixdorf 1865 – heute TuS Neukölln – führt als zweiter Verein der Mark Brandenburg das Frauenturnen ein und gründet eine Mädchenturnabteilung. Zur Hundertjahrfeier des Turnplatzes in der Hasenheide veranstaltet der Verein mit seinen Mädchen- und Frauenabteilungen 1911 ein Schauturnen auf dem Neuköllner Hertzbergplatz (unser Bild).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vor 129 Jahren

5. August 1893: In Charlottenburg vor den Toren Berlins wird 1893 der „Charlottenburger Damen-Schwimmverein Nixe“ gegründet, ein Meilenstein im Frauensport und speziell des Schwimmsports, der den Damen anfangs sehr reserviert gegenüberstand. Erste Übungsstätte des Vereins war der künstlich angelegte Kochsee an der Sophie-Charlotte-Straße, der 1911 zugeschüttet wurde. Schülerinnen und Schüler des Ev. Gymnasiums Frohnau haben sich am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten beteiligt und mit ihrem Beitrag über die Nixen einen ersten Preis gewonnen. Sie haben die wechselvolle Geschichte des Vereins vom Kaiserreich über die Weimarer Republik und die NS-Zeit bis zum vereinten Berlin erforscht und auch herausbekommen, dass Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl mehrere Jahre eine „Nixe“ war.

 

Vor 103 Jahren

1919: Die rasante Entwicklung des Frauensports in der Weimarer Republik nimmt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zum Anlass, 2019 auf „100 Jahre Frauensport“ zurückzublicken. Eine PR-Aktion, weil der Frauensport bei unterschiedlichen Sportarten und Organisationen natürlich kein Geburtsdatum hat, wohl aber für historische Rückblicke geeignet ist. So zum Beispiel bei Olympischen Spielen, die seit 1908 sehr zaghaft auch für Frauen geöffnet wurden. Das galt auch für das Ehrenamt, welches sich für Frauen öffnete und die Hochschulen, die Studentinnen aufnahmen.

 

Vor 95 Jahren

1927: Liselott Bail, verehelichte Diem, wird als jahrgangsbeste Studentin der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin mit der August-Bier-Plakette ausgezeichnet und übernimmt bis 1933 die erste Dozentenstelle für Frauensport an der führenden Sporthochschule in Europa. Als Grande Dame des Weltfrauensports und Rektorin der Deutschen Sporthochschule in Köln geht Frau Prof. Dr. Diem in die Sportgeschichte ein. Zusammen mit der Sportsenatorin Ilse Reichel und der Sportjugend propagiert sie Ende der siebziger Jahre das „Aktionsprogramm zur Bewegungserziehung“ in den Berliner Kindertagesstätten und Sportvereinen. Motto: Langes Sitzen macht nicht klüger – Kinder brauchen Bewegung.

 

Vor 77 Jahren

5. August 1945: Als erste Sportveranstaltung der Nachkriegszeit laden der Magistrat und der Kommunalsport zu einem „Frauensportfest“ in Tempelhof ein.

 

Vor 68 Jahren

28. April 1954: Der Sportverband Berlin stellt sich mit einer großen Werbekampagne „Gesunder Frauensport“ in der neu errichteten Schöneberger Sporthalle der Öffentlichkeit vor.

 

Vor 67 Jahren

12. Januar 1955: Die bisherige Leiterin des Hauptjugendamtes, Ella Kay, wird als erste Frau in das neu geschaffene Amt der Senatorin für Jugend und Sport gewählt.

 

Vor 62 Jahren

1960: Als erste Berlinerin erringt Helga Haase (SV Dynamo/DDR) bei den Olympischen Winterspielen in Squaw Valley eine Goldmedaille über 500 m im Eisschnelllaufen.

 

Vor 54 Jahren

15. April 1967: Unter Beteiligung des Deutschen Sportbundes und der Mitgliedsorganisationen des Landessportbundes Berlin findet auf dem Berliner Messegelände die bundesweite Ausstellung „Die Frau in unserer Zeit“ statt. Dazu gehören neben Informationsständen auch vielfältige Angebote des Breiten- und Leistungssports. Frauenwartin des Sportverbandes Berlin ist von 1949 bis 1978 Elisabeth Wolff.

 

Vor 50 Jahren

2. Mai 1972: Nach dem Tod der Leiterin der privaten Delitzsch-Schule führt die Sportschule des Landessportbundes die Ausbildung von Gymnastiklehrerinnen mit staatlichem Abschluss für Berlin fort.

 

Vor 30 Jahren

21. November 1992: Unter dem Motto „Mädchen ran – Mädchen los“ findet in der Bildungsstätte der Sportjugend Berlin die Auftaktveranstaltung zum Mädchensport statt.

 

Vor 29 Jahren

23. Juni 1993: Als erstes Mädchen-Sportzentrum des Programms „Jugend mit Zukunft“ wird in Lichtenberg das Kreafithaus der Sportjugend Berlin eingeweiht. Weitere Sportzentren folgen, so auch das Centre Talma in Reinickendorf.

 

Vor 28 Jahren

23. September 1994: Unter dem Motto „Barby kriegt Muskeln“ leitet die Sportjugend im Sport- und Erholungszentrum an der Landsberger Allee die „1. Berliner Sport- und Bewegungswoche für Mädchen und junge Frauen“ ein. Das Sportmuseum Berlin zeigt dazu im SEZ eine Sonderausstellung.

 

Vor 19 Jahren

September 2003: Eine vierseitige Beilage in ‚Sport in Berlin‘ beschäftigt sich mit den „Frauen im Sport“ und erklärt den neuen Begriff Gender Mainstreaming. Der Karikaturist Klaus Stuttmann nimmt dabei so manche „Männergesellschaft“ in den Vorständen der Verbände und Sportvereine aufs Korn. Ein Thema, das fortan nicht nur den Frauenausschuss des LSB beschäftigt.

 

Vor 9 Jahren

14. Februar 2013: Zur weltweiten Tanz- und Protestveranstaltung „One Billion Rising“ treffen sich jedes Jahr am Brandenburger Tor Mädchen und Frauen, Jungen und Männer zur Dance-Demo gegen Gewalt und Diskriminierung von Frauen. Veranstalter ist die Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit, ein von der Sportjugend Berlin gegründeter Jugendhilfeträger.

 

Vor 7 Jahren

Januar 2015: Im Freizeitforum Marzahn wird die erste „Frauensporthalle“ Berlins eröffnet. Das gemeinsam vom Landessportbund, der Sportjugend und der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit mit dem Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf entwickelte Modellprojekt zum „Generationsübergreifenden Frauensport“ ist einmalig in der Bundesrepublik. Es richtet sich an Mädchen und Frauen, die in der Sportvereinsstatistik des Bezirks unterpräsentiert sind, nur ein Drittel sind bisher Mitglieder eines Sportvereins. Seit 2021 ist der Verein „Fit und Fun Marzahn“ Träger der Frauensporthalle mit rd. 500 Mitgliedern, 60 Kursangeboten und einer begleitenden Kinderbetreuung.

 

Foto: 

Frauenturnen 1911 auf dem Neuköllner Hertzbergplatz (Sammlung Nippe).

 

Ausgewählte Daten der Chronik des Landessportbundes Berlin zum Schwerpunktthema „Frauen im Sport“ (Langfassung)

Erstveröffentlichung der Kurzfassung

in „Sport in Berlin“, Ausgabe 02,  vom 8. März 2022

 

 

 

 

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