SPORTGESCHICHTE(N) IN SPORT IN BERLIN
1949
Inmitten den Trümmern Berlins bauen Sportverbände und Vereine demokratische Sportstrukturen auf und werben Sponsorengelder bei örtlichen Handwerkern und Firmen ein. Zur Förderung des Sports und der Errichtung von Sportstätten stimmt der Magistrat der Gründung einer Sport-Toto-GmbH zu. Die erste Zuwendung von 20.000 DM wird auf 12 Verbände und 2 Vereine aufgeteilt. Der Schatzmeister des Sportverbandes Berlin, Heinz Henschel, schlägt vor, den zerstörten Sportpalast aus Totomitteln wieder aufzubauen.
1951
Heinz Henschel, bekannter Eishockeystürmer und jüngster Bankier Deutschlands, scheidet aus dem Vorstand des Sportverbandes aus. Für den Wiederaufbau des Sportpalastes hat sich die Henschel-Bank über Gebühr eingesetzt und geht wegen ausbleibender Kredite in Konkurs. Auch der Sportverband und mehrere Verbände verlieren einen Teil ihrer bei der Bank angelegten Gelder. Ein Flop in der Zusammenarbeit zwischen Sport und Wirtschaft.
1953
Die Finanzbehörden befreien „Spenden zu Gunsten des Sports“ von der Steuerpflicht und eröffnen den Sportvereinen neue Möglichkeiten zur Gewinnung von Sponsoren.
1958
Das Abgeordnetenhaus von Berlin beschließt das Gesetz über die „Deutsche Klassenlotterie Berlin“ und setzt damit den Grundstock für die Verbands- und Vereinsförderung des Sports aus Toto- und Lottomitteln.
1969
Die Illustrierte „Stern“ finanziert den Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ und unterstützt das in Berlin stattfindende Bundesfinale.
1970
Die erfolgreichen Kontakte zwischen Sport zur Wirtschaft führen zur „Internationalen Boots- und Freizeitschau“ auf dem Berliner Messegelände und zur Präsentation der Sportangebote der Mitgliedsorganisationen des Landessportbundes in bis zu zwei Messehallen einschließlich Schwimmvorführungen.
1983
Der Landessportbund Berlin wird Mitglied der Wirtschaftsinitiative „impulse der 80er Jahre“ und stellt sich im ICC der Öffentlichkeit vor. Der Initiative gehören Vorstandsmitglieder und Direktoren von Berliner Banken, Industriebetrieben, Handelsketten, Medienanstalten und Behörden an. Zu spektakulären Veranstaltungen mit der Sportjugend kommt es 1987 zur 750-Jahrfeier Berlins beim Internationalen Kinderfest in der Deutschlandhalle (25.000 Besucher) und 1988 beim Europäischen Kinderfest im Olympiagelände und auf den Stadion-Terrassen (40.000 Besucher).
1984
Der Präsident des Abgeordnetenhauses, Peter Rebsch, bekräftigt in einem Interview die Absichten von großen Kreisen der Berliner Wirtschaft, eine Bewerbung der Stadt für die Olympischen Spiele 1992 ins Gespräch zu bringen.
1989
Zum Geleit der Broschüre „Sport für Berlin – Die Idee der Sportmetropole“ schreibt LSB-Präsident Manfred von Richthofen: „Gerade weil der Sport so sehr im Mittelpunkt des Interesses steht, lastet auf ihm ein ungeheurer Erwartungsdruck. Ihm mit in erster Linie ehrenamtlichen Kräften und mit Sportlern aus allen Einkommensschichten zu genügen, ist nur mit Hilfe des Staates und der Wirtschaft möglich. Weder kann der reine Staatssport Leitbild einer Gemeinschaft sein, die sich freiheitlichen Idealen verpflichtet fühlt, noch darf ein von der Wirtschaft allein abhängiger Spitzensport betrieben werden. Wir praktizieren in der Bundesrepublik eine gute Mischung aus Fördermaßnahmen der Kommunen, der Länder und des Bundes. Wir praktizieren ein Miteinander mit der Wirtschaft. Dabei soll es auch in Zukunft bleiben.“ Seine Aussagen haben heute wieder aktuelle Bedeutung.
1991
Nach der Deutschen Einheit gehen die „Olympia Berlin 2000 GmbH“, die „Berlin 2000 Marketing-GmbH“ und die „Olympia 2000 Sportstätten-GmbH“ an den Start. Berlin fällt bei der IOC-Abstimmung 1993 in Monte Carlo durch. Seitdem werden erneute Olympia-Kandidaturen Berlins immer wieder heiß diskutiert, die dazu erstellten Wirtschaftsgutachten und Machbarkeitsstudien füllen die Archive der beteiligten Senatsverwaltungen und des Abgeordnetenhauses.
1994
Zum „Einstand“ in der deutschen Hauptstadt finden sich 80 Firmen der bundesdeutschen Wirtschaft in der Initiative „Juventus“ zusammen und veranstalten mit der Sportjugend das „1. Berliner Kinderfestival“. In der Festwoche kommen 200.000 Besucher ins Sportforum Hohenschönhausen, eine Erfolgsgeschichte beginnt.
1999
Als professionellen Vermarkter des Berliner Sports gründet der Landessportbund gemeinsam mit dem Olympiastützpunkt Berlin die „TOP Sportmarketing GmbH“.
2000
Der Landessportbund und die Industrie- und Handelskammer stellen ihre Studie „Die ökonomische Bedeutung von Sportwirtschaft sowie Sport und Wirtschaft“ vor: Mehr als 1000 Unternehmen ziehen aus dem Sport Nutzen oder kooperieren mit Sportorganisationen. Das führt in Berlin zu einem zusätzlichen Umsatz von jährlich 2 Milliarden DM, die durch den Sport generiert werden. Das LSB-Präsidium gründet einen „Wirtschaftsbeirat“, dem neben der IHK und dem Unternehmerverband auch die Vorstände von Berliner Wirtschaftsunternehmen angehören.
2002
Zum Jubiläum „100 Jahre Industrie- und Handelskammer Berlin“ laden die IHK und der Landessportbund gemeinsam zu einer Tagung „Sport und Wirtschaft“ ein. Eine neue Studie fragt nach den „wirtschaftlichen Auswirkungen des normalen Sportbetriebs“ in Berlin. Ein Ergebnis wird beim Kaminabend „Wirtschaft und Sport“ im Beisein erfolgreicher Aktiven bekanntgegeben: 15.000 Arbeitsplätze in Berlin hängen allein mit dem Sport zusammen.
2004
Gründung der „Sportstiftung Berlin“ zur Förderung der sportlichen Karriere junger Sportler(innen) und deren späteren Einstieg in das Berufsleben. Zur Sportstiftung gehören drei Unterstiftungen mit den Schwerpunkten Leichtathletik, Rudern, Schwimmen und Wasserball.
2008
Der Landessportbund Berlin verabschiedet ein „Vermarktungskonzept“ und beauftragt mit dessen Umsetzung die „TOP Sportmarketing GmbH“.
2010 – 2022
Die LSB-Mitgliederversammlung beschließt eine Satzungsänderung und beruft eine(n) Vizepräsidenten(in) für das Ressort Wirtschaft und Marketing. In den LSB-Jahresberichten werden die für den Sport eingeworbenen Mittel aus Spenden und Zuwendungen der Wirtschaft veröffentlicht. Diese belaufen sich im ersten Jahr auf 196.000 Euro und erreichen in Spitzenzeiten bis zu 360.000 Euro.
Erstveröffentlichung
in „Sport in Berlin“
Nr. 2 – 2023