Archiv für die Kategorie ‘Sportgeschichte(n)’

75 Jahre Landessportbund Berlin

Sonntag, 12. Mai 2024

Rudi Ebmeyer am 22. November 1989 bei Manfred von Richthofen

 

Das Titelbild der Dezember-Ausgabe von „Sport in Berlin“ aus dem Jahr 1989 ist ein historisches Dokument. Es zeigt den Präsidenten des Landessportbundes Berlin, Manfred von Richthofen, mit dem Vorsitzenden des DTSB-Bezirksvorstandes Berlin, Rudi Ebmeyer, vor dem Haus des Sports an der Jesse-Owens-Allee. Dieses Zusammentreffen der beiden Sportpräsidenten fand 2 Wochen vor der offiziellen Gesprächsaufnahme der Bürgermeister der beiden Stadthälften statt.

 

 

 

Manfred von Richthofen hatte nach der Maueröffnung vom 9. November pragmatisch gehandelt und in einem Telefonat mit seinem Amtskollegen in Ost-Berlin ein schnelles Zusammentreffen vorgeschlagen. Die Einladung wurde angenommen, und so kamen am 22. November 1989 Manfred von Richthofen und Rudi Ebmeyer zum ersten Gespräch zusammen. Neben dem DTSB-Bezirksvorsitzenden nahmen dessen Stellvertreter Rainer Lotsch und Peter Schwarz als Geschäftsführer teil. Der LSB war neben seinem Präsidenten durch Peter Hanisch als Vizepräsidenten und Norbert Skowronek als Direktor vertreten. Die Beteiligten waren sich schnell einig, den kurz nach Maueröffnung begonnenen Sportverkehr zu ständigen Begegnungen zwischen den Sportvereinen und ihren Verbänden zwischen den Stadthälften auszubauen und eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen beiden Organisationen anzugehen. Die hier in einem Satz zusammengefassten Ergebnisse wurden zwei Tage später gemeinsam in den Stadion-Terrassen der Presse vorgestellt.

Damit waren nach dem 9. November auch für Berlin die Aufgaben verteilt: Man wollte zusammenkommen und war gespannt, wie sich die Dinge zwischen beiden Regierungen und besonders im DTSB der DDR weiter entwickeln würden. Fragt man die damaligen Zeitzeugen, so sieht man auch heute noch ein Leuchten in ihren Augen: „Es wächst zusammen, was zusammengehört“ – das war das Motto. Das dieser Weg zur Sporteinheit noch außerordentlicher Anstrengungen bedurfte und immer neue Probleme auslöste, war vielen noch nicht klar. So ist das damit zusammenhängende Kapitel in den Geschichtsbüchern auch nach mehr als 30 Jahren nicht geschlossen. Wir sollten uns zur 75-Jahrfeier des Landessportbundes daran erinnern.

 

Erstveröffentlichung

in „Sport in Berlin“ 

Ausgabe 03 – 2024

 

Sportgeschichte(n): Ein Rückblick auf Olympiaträume

Freitag, 15. März 2024

1952:

Die Bundesrepublik darf nach dem 2. Weltkrieg wieder an Olympischen Spielen teilnehmen, während das NOK der DDR noch auf Anerkennung durch das IOC wartet. In Berlin (West) finden die „Vorolympischen Festtage“ für die Helsinki-Qualifikation statt. Landesjugendwart Gustav Schulze organisiert mit der Deutschen Sportjugend das Olympische Jugendlager.

1963:

Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt und NOK-Präsident Willi Daume schreiben an das IOC und schlagen West- und Ost-Berlin als Kandidaten für die Spiele von 1968 vor. Die DDR protestiert dagegen.

1987:

Der amerikanische Präsident Ronald Reagan macht anlässlich seines Berlin-Besuches den Vorschlag gemeinsamer olympischer Spiele in beiden Teilen Berlins. Diese Initiative Reagans wird wenig beachtet, während sein Satz vor der Mauer am Reichstag „Mister Gorbatschow tear down this wall“ um die Welt geht.

1988:

Peter Rebsch, Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin, schlägt Berlin als Ort olympischer Spiele vor. Rebsch ist Vorsitzender des LSB-Rechtsausschusses. Das Thema wird vom Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen in kleiner Runde mit dem Landessportbund diskutiert und auch beim ersten Zusammentreffen Diepgens mit Erich Honecker angesprochen.

1989:

Walter Momper, Amtsnachfolger von Diepgen, setzt eine Projektgruppe für die Bewerbung Berlins für Olympische Spiele und Paralympics ein und unterrichtet die Öffentlichkeit über die Senatspläne. Beim Gespräch zwischen Momper und Honecker wird von der DDR Leipzig als geeignete Olympiastadt angesehen. Michail Gorbatschow und George Bush sen. unterstützen beim Gipfeltreffen UdSSR/USA gemeinsame olympische „Friedensspiele“ in West- und Ost-Berlin. Sie bekommen Unterstützung vom IOC-Präsidenten Antonio Samaranch, der auf einen „Friedensnobelpreis“ für das IOC hofft. Die friedliche Revolution von 1989/90 nimmt Berlin den politischen Status einer Brücke zwischen Ost und West und macht die Stadt zu einem normalen Bewerber für Olympische Spiele.

1990:

Im Berliner Senat wird ein Olympiabüro eingerichtet, nachdem das NOK die Pläne Berlins unterstützt und Hamburg, Frankfurt/Main, Stuttgart und das Ruhrgebiet auf eine Kandidatur verzichten. Eine Protestbewegung „NOlympics“ macht durch Aktionen und Brandanschläge auf sich aufmerksam. Überall werden Olympiafahnen mit dem Bärenmotiv gestohlen, auch der LSB vermisst in seinem Haus an der Jesse-Owens-Allee ein großes Coubertinbild, den farbigen Plan der Wettkampfstätten von 1936 und mehrere Olympiamünzen.

1991:

Die Olympia Berlin 2000 GmbH wird gegründet. Es folgen die Marketing GmbH und die Sportstätten GmbH, die ersten Bauaufträge werden in Auftrag gegeben und internationale Werbekampagnen gestartet.

1993:

Die Bundesregierung, der Senat von Berlin und das NOK stellen gemeinsam mit Steffi Graf und Franziska van Almsick beim IOC-Kongress in Monte Carlo Berlin als Kandidaten für die Olympischen Spiele 2000 vor. Von 88 Stimmen entfallen 9 auf Berlin, eine Katastrophe. Das Geschäftsgebaren der Olympia GmbH wird später vom Abgeordnetenhaus untersucht.

2014:

Im Jahr 2014 kommt es zur Kandidatur von Berlin – Motto: Wir wollen die Spiele – und Hamburg für die 2024 stattfindenden Spiele. Hamburg wird 2015 vom DOSB ausgewählt und scheitert am Votum der Bevölkerung. Zuvor war eine Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2022 von den Bürgern abgelehnt worden.

2019:

Der Senator für Inneres und Sport, Andreas Geisel, weist vor der Industrie und Handelskammer auf den Nutzen Olympischer Spiele für Infrastruktur und Wirtschaft hin.

2020:

Auch der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, stellt beim VdKI-Symposium die Chancen für die Berliner Wirtschaft bei einer Bewerbung um Olympische Spiele heraus.

2023/24:

Der Berliner Senat und der Landessportbund Berlin zeigen die Bereitschaft einer erneuten Kandidatur Berlins im Verbund mit weiteren Städten für die Olympischen Spiele 2036 oder 2040. Eine Kampagne des Deutschen Olympischen Sportbundes „Deine Spiele – Deine Ideen“ läuft unter Beteiligung der Bevölkerung an.

 

Erstveröffentlichung

in „Sport in Berlin“ 02 -2024

Sport ist eine Einladung für Alle

Freitag, 15. März 2024

75 Jahre Landessportbund Berlin

 

Das Cover von „Sport in Berlin“ zeigte vor 50 Jahren eine Top-Leichtathletin und einen Kreuzberger Freizeitfußballer. Der Titel „Sport für Alle“ stand für eine Modernisierung des Vereinssports und die verstärkte Förderung des Breiten- und Freizeitsports als „zweitem Weg“ neben dem bisherigen Wettkampf- und Leistungssport.  

 

 

 

Die Kampagne „Trimm Dich durch Sport“ löste 1974 eine Zeitenwende aus. „Trimmy“ brachte mit dem erhobenen Daumen Millionen Menschen in die Vereine. Das führte zu tiefgreifenden Veränderungen in den Sportstrukturen.

Berlin stand im Mittelpunkt: Zu den Trimm-Spielen kam Jesse-Owens nach Berlin und bildete Frank Elstner mit 5000 Berlinern auf den Wiesen an der Hasenheide die „größte Sitzschlange der Welt“. Die Slogans der Aktion „Ein schlauer trimmt die Ausdauer“ oder „Im Verein ist Sport am schönsten“ sind seitdem in aller Munde.

Sport für Alle bedeutet aber auch das Eintreten für gesellschaftliche und soziale Chancengleichheit, also Sport für weniger Privilegierte, am Rande stehende und Schwächere. Heute sind Behinderte, Migranten, Aussiedler und Flüchtlinge genauso im Sportalltag der Vereine vertreten wie Kinder, Mädchen und Frauen, Familien und Senioren. Auch neue Aufgaben kommen hinzu, z.B. durch die 2023 große Begeisterung auslösenden Special World Olympics für geistig und mehrfach Behinderte. Hier geht es inklusive Angebote, wir empfehlen den Vereinen „einfach anzufangen“. Das entspricht unserem Leitbild: Jeder Mensch soll unabhängig von seinen individuellen Voraussetzungen, Fähigkeiten oder Behinderungen die Möglichkeit erhalten, selbstbestimmt und gleichberechtigt am Sport teilzuhaben und ihn aktiv mitzugestalten.

 

Erstveröffentlichung

in „Sport in Berlin“ 02 – 2024

Am Anfang war die Tat: Erstes Mitteilungsblatt des Sportverbandes Groß-Berlin

Montag, 29. Januar 2024

 

 

 

 

 

Das ist die Titelseite des im April 1950 erstmals erschienenen „Mitteilungsblatt“ des Sportverbandes Groß-Berlin. Gründungsvorsitzender und Pressewart riefen unter der Überschrift „Am Anfang stand die Tat“ die im Westteil der Stadt seit 1949 tätigen Sportvereine und Verbände zu Solidarität und Miteinander auf. Keine leichte Aufgabe in einer zerstörten Stadt, dem Fehlen von Sportstätten, Wohnungsnot und hoher Kriminalität. Dazu kam das Auseinanderfallen der Alliierten nach der Blockade, was die Spaltung in Ost und West zementierte.

Auf 8 Seiten wurde zur ersten Mitgliederversammlung nach der Gründung aufgerufen. Der Vorstand – Vorsitzender, Jugendwart und Frauenwartin – erstatteten Bericht und der Pressewart stellte die zukünftige Satzung und den Status der Verbände einschließlich des Polizeisports in den Mittelpunkt. Ein großes Thema war – und das sollte sich in den nächsten Jahrzehnten nicht ändern – der Umgang mit den Behörden und eine möglichst gerechte Verteilung der Totogelder und Aufbauhilfen. Der Appell an Fairness und Kameradschaft verbunden mit dem Blick nach vor fehlte nicht, schließlich fanden sich Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Gruppen und Parteien der Gesellschaft, vom Widerstandskämpfer bis zum entnazifizierten Kreisleiter, an den Vorstandstischen zusammen. Abseits aller persönlichen Befindlichkeiten und Freundschaften vereinte sie der Wunsch und Auftrag, den Sport in Berlin gemeinsam wieder aufzubauen.

 

 

 

 

Sportgeschichte(n) aus Sport in Berlin: ZUM SPORT IST NIEMAND ZU ALT.

Donnerstag, 23. November 2023

Sport für Ältere, was für ein tolles Thema, wenn man selbst betroffen ist und befangen in die Archive hinabsteigt. Das Sport nicht nur etwas für die Jugend ist, sondern auch auf Ältere wirkt, wussten schon die Inder und Chinesen zweitausend Jahre vor unserer Zeitrechnung. Seitdem gibt es die ersten Zeichnungen von sporttreibenden Männern und Frauen sowie Aussagen über den Gesundheitswert der Gymnastik. Das setzte sich bei den Ägyptern, Griechen und Römern fort, vorwiegend praktiziert von Ärzten: Hippokrates verschrieb Gehen, Laufen, Reiten und Ringen als tägliche Leibesübung.  Claudius Galenos beschrieb als Erster das „Spielen mit dem kleinen Ball“. Er verband das auch mit dem Rat, die körperlichen Übungen nicht zu übertreiben und diese „mit Mäßigung“ auszuführen. Mehr an zuverlässigen Informationen gibt es bei ChatGPT, ich möchte deshalb den Blick auf unsere Stadt richten, der bei der KI noch nicht so präsent ist.

 

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Wandlungen und Trends im Sport

Mittwoch, 13. September 2023

Aus der Reihe SPORTGESCHICHTE(N)

 

Der Sport wandelt sich, Sportarten verändern sich, neue kommen hinzu. Sport wird für unterschiedlichste Zielgruppen vereins- und vereinsungebunden angeboten. Gesundheitliche und soziale Gründe werden immer wichtiger: Sporttreiben ist ein Hype, auch für das Gesundheitswesen. Nachdem sich der Staat für seine Fehler während der Pandemie entschuldigt hat, soll jetzt ein noch zu finanzierender Bewegungsgipfel an den Start gehen. Wir stehen vor der Zukunftsfrage, wie entwickelt sich der Sport weiter und welche Trends haben Bestand? Wer baut die für die Expansion, Integration und Inklusion in Zukunft erforderlichen Sportstätten? Ein Rückblick.

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Ein Blick zurück: Der Kunstturn-Städtekampf „Berlin-Hamburg-Leipzig“

Samstag, 19. August 2023

Kunstturn-Erinnerungen an „Berlin-Hamburg-Leipzig“

Wer die alten Bände der „Berliner Turnzeitung“ in die Hand nimmt, der wird seit den fünfziger Jahren immer weniger Berichte über das Gerättunen – das olympische Kunstturnen (s.Abb. von 1954) – finden. Hier ist das frühere Fundament des deutschen Turnens durch Freizeit- und Gesundheitssport, ja auch den heutigen Schulsport bis hin zu den Bundesjugendspielen mit nur noch wenigen Gerätübungen, in Vergessenheit geraten. Das Turnen an den Geräten wurde und wird vielerorts durch ein reiches Warenhausangebot neuer und moderner Sportangebote in Schule und Verein ersetzt. Allerdings: Ein buntes Turnen im Parcours kann die Grundausbildung an Reck, Barren, Pferd und Boden nicht ersetzen.

 

Stephan Porwol ist in seiner Masterarbeit in den Erziehungswissenschaften dem „vergessenen“ Städtekampf im Kunstturnen „Berlin-Hamburg-Leipzig“ nachgegangen und hat eine Fülle von Daten und Ereignissen sowie Interviews dieser von 1920 bis 1957 ausgetragenen Sportveranstaltung zusammengetragen. Sein Buch „Das Drei-Städte-Turnen Berlin-Hamburg-Leipzig“ ist nun in 2. Auflage im Sportverlag Strauß erschienen. Das reich bebilderte Heft von 88 Seiten kostet 22,80 Euro und ist über den Buchhandel erhältlich. Ein Rückblick auf das „alte“ Kunstturnen außerhalb olympischer Ehren.

Was hat der „Turnvater“ mit Demokratie und Freiheit zu tun?

Montag, 15. Mai 2023

 

Vor 175 Jahren traten die gewählten Abgeordneten des ersten deutschen Parlaments zu ihren Beratungen in der Frankfurter Paulskirche zusammen. Im Jahr 1848 schlug damit die Geburtsstunde unserer Demokratie. Der damit verbundene Traum von der Einheit erfüllte sich zwar nicht, da die Achtundvierziger Revolution von den Herrschenden niedergeschlagen wurde. So blieb die Frankfurter Nationalversammlung ein erster Aufbruch zur Freiheit. Die Turnbewegung hatte daran ihren Anteil: Weißgekleidete Turner mit ihren großen Hüten standen Spalier beim Einzug der Volksvertreter, ein Gemälde im Frankfurter Historischen Museum als Ikone der Demokratie und Sportgeschichte (s. Abb.).

 

Zu den ältesten Abgeordneten des Parlaments zählte der zweifache Ehrendoktor Friedrich-Ludwig Jahn aus Freyburg/Unstrut. In seiner Altdeutschen Kleidung und seinen oft unverständlichen Reden war er ein Lieblingsobjekt der Karikaturisten und des öffentlichen Spotts der Zeitungen. Seine Zeit als junger Revolutionär, liberaler Demokrat und „Turnvater“ lag lange zurück, ein durch Haft und Verbannung verbitterter und zorniger „Alter im Barte“ trat in Frankfurt auf. Dass er 1848/49 Anteil an der ersten deutschen Verfassung hatte, ein staatsunabhängiges Vereinsrecht unterstützte und für die Frauenemanzipation stimmte, wird von seinen Kritikern heute unterschlagen. Er wurde schon zu Lebzeiten mit Steinen beworfen, auch wenn ihm die Nachwelt unter den verschiedensten politischen Systemen Gedenksteine errichtete und Lorbeerkränze flocht.

 

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Sportgeschichte(n) aus „Sport in Berlin“. Thema „Special Olympics World Games Berlin 2023“

Montag, 15. Mai 2023

 

Vor 75 Jahren

1948: Mit Zustimmung der Sowjetischen Militär-Administration gründen im Ostteil Berlins die FDJ und der FDGB den „Deutschen Sport-Ausschuss“ (DS).

In Berlin beginnt mit dem Auszug der Sowjets aus der alliierten Kommandantur die „Blockade“ des Westsektoren. Nach Vorgesprächen mit Vereinsvertretern übernehmen „als politisch Unbelastete“ Dr. Hans Gaede, Georg Gnauck, Erwin Heinold, Heinz Klaussner und Georg Levin die Lizenzierung eines zukünftigen Sportdachverbandes im politisch und wirtschaftlich abgeschnürten Westteil der Stadt.

 

Vor 70 Jahren

1953: Volksbildungssenator Prof. Dr. Joachim Tiburtius gibt bekannt, dass im Sportverband Berlin 143.576 Mitglieder in 520 Sportvereinen erfasst sind. An dem von Senat betriebenen „Freizeit- und Erholungsprogramm“ nehmen 159.906 Sporttreibende teil. Die Zahl der Sportplätze hat sich gegenüber 1949 von 87 auf 115 erhöht, die der Turnhallen von 14 auf 19 und die der Freibäder von 14 auf 19. Es gibt unverändert 9 Schwimmhallen. Der Senat will weitgehend vermeiden, die wenigen intakten Schulturnhallen für die Unterbringung von aus der Sowjetischen Besatzungszone Geflüchteten zu beschlagnahmen.

Das Präsidium des Deutschen Sportbundes (DSB) tagt im neuen „Haus des Sports“ in der Bismarckallee. Zwischen den Sportorganisationen des West- und Ostteils Berlin wird nach Beendigung der Blockade die Wiederaufnahme des Sportverkehrs vereinbart.

 

Vor 55 Jahren

1968: Die Schwester des amerikanischen Präsidenten JFK, Eunice Kennedy-Shriver, gründet die Special Olympics (SO). Die ersten Spiele der neuen Organisation finden in Chicago statt. Fortan finden sich in aller Welt Städte für die Ausrichtung von Sommer- und Winterspielen.

 

Vor 50 Jahren

1973: Senator Horst Korber, Mitglied des LSB-Präsidiums, wendet sich gegen eine Isolierung des West-Berliner Sports durch den Ostblock und unterstreicht die engen Bindungen an den Deutschen Sportbund mit den Worten: Wir sind stark genug, die Trennung zu verhindern.

In Ost-Berlin wird das „1. Versehrten-Sportfest“ des DTSB veranstaltet.

 

Vor 54 Jahren

1979: Im „Jahr des Kindes“ errichten 11 Berliner Sportvereine Kinderspielplätze auf ihrem Vereinsgelände. Frau Prof. Dr. Liselott Diem fordert die Durchsetzung des „Rechts der Kinder auf Sport“ im Sinne der Vereinten Nationen. Mehr Lebensfreude für Behinderte versprechen die von der Sportjugend und dem Senat am 30. Gründungstag des LSB eröffneten Rollstuhl-Veranstaltungen „Jazz-Dance für Behinderte und Nicht-Behinderte“ in der Diskothek Metropol.

 

Vor 42 Jahren

1981: Mit Veranstaltungen des Landessportbundes, der Sportjugend und der Mitgliedsorganisationen wird in Berlin das „Jahr der Behinderten“ der Vereinten Nationen begangen.

 

Vor 37 Jahren

1986: Die Vereinten Nationen rufen zum „Jahr der Special Olympics“ auf.

 

Vor 32 Jahren

1991: Special Olympics Deutschland wird gegründet.

 

Vor 29 Jahren

1994: Im Berliner Olympiastadion finden die Weltmeisterschaften der Behinderten in der Leichtathletik statt.

 

Vor 28 Jahren

1995: Nach längerer Diskussion gelingt es, den Sport in der Verfassung des Landes Berlin zu verankern. Der Artikel 32 lautet: „Sport ist ein förderungs- und schützenwerter Teil des Lebens. Die Teilnahme am Sport in den Angehörigen aller Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen.“

 

Vor 27 Jahren

1996: Gemeinsam mit dem Behinderten-Sportverband und der FU Berlin begründet der Landessportbund die „Bewegung Integrale“ mit einem ersten Jahresprogramm.

 

Vor 26 Jahren

1997: Im Friedrich-Ludwig-Jahn Sportpark veranstalten die Sportjugend, der Behinderten Sportverband, der Verein für Sport und Jugendsozialarbeit und das Landesschulamt den ersten „Tag des Integrationssports“, der zu einer festen Einrichtung werden soll.

 

Vor 23 Jahren

2000: Im Sportforum Hohenschönhausen finden die ersten Nationalen Sommerspiele für geistig und mehrfach Behinderte – Special-Olympics – statt.

 

Vor 20 Jahren

2003: Frau Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Präsidialmitglied für Bildung, veranstaltet im „Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderung“ das erste Netzwerktreffen des Sports mit Organisationen des Bildungs- und Sozialwesens.

 

Vor 16 Jahren

2007: Special Olympics Deutschland wird Mitglied des Deutschen Olympischen Sportbundes und veranstaltet die Eröffnungsfeier der Spiele in der Schwimmhalle des Europa-Sportparks Berlin.

 

Vor 15 Jahren

2008: Special Olympics Deutschland – Dachverband von Sportlern mit geistigem Handicap – gründet in Berlin-Nikolassee seine zentrale Aus- und Fortbildungs-Akademie.

 

Langfassung / Kurzfassung SOWG 2023

 

Erstveröffentlichung

in „Sport in Berlin“, Ausgabe 03 -2023

 

 

 

 

Betrifft „Umbenennung der Jahn-Sporthalle und Abriss des Jahn-Denkmals“ in der Neuköllner Hasenheide.

Samstag, 01. April 2023

Zwei nicht beantwortete Schreiben an die Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Neukölln bezüglich der von den „Grünen“ und den „Linken“ gestellten Anträgen. 

Schreiben vom 14. Januar 2023 an die Fraktion der Grünen:

Sehr geehrte Damen und Herren,

fassungslos und mit Entrüstung habe ich von Ihrem Antrag an die BVV Neukölln erfahren, die Jahn-Sporthalle am Columbiadamm umzubenennen. Ihr Begründung, dass Jahn „ein extremer Nationalist, Rassist und Antisemit“ gewesen sei, entbehrt jedweder wissenschaftlichen Grundlage und ist ehrabschneidende Bilderstürmerei, also ideologischer Populismus. Wieso wenden Sie sich im Wahlkampf nicht den großen und lebenswichtigen Problemen unserer Stadt und des Bezirks zu und vergreifen sich an einer vor 200 Jahren aktiven Persönlichkeit, die international als Begründer der Vereinssportbewegung (immaterielles Weltkulturerbe) und als demokratisch gewählter Abgeordneter des Ersten Parlaments in der Frankfurter Paulskirche in die Geschichtsbücher eingegangen ist? Im historischen Kontext ist Friedrich Ludwig Jahn ohne Zweifel eine der widersprüchlichsten Personen der Zeitgeschichte, gelobt, verehrt, verdammt und verleumdet. Das können Sie auch im 2014 erschienenen biographischen Roman „Turnvater Jahn“ des Neuköllner Soziologieprofessors und Bestseller-Autors Horst Bosetzky nachlesen. Ich empfehle Ihnen da den Prolog vor dem Denkmal in der Hasenheide.

Ich bin 1941 in Neukölln geboren, seit 72 Jahren Mitglied des TuS Neukölln, und wurde 1969 vom Bezirksamt Neukölln für Verdienste im Sport und in der Jugendarbeit mit dem Bezirkswappen und der Ehrenurkunde ausgezeichnet. Ich kann mich gut daran erinnern, als im Juni 1961 die „Jahn-Sporthalle“ am Columbiadamm durch Bezirksbürgermeister Gerhard Lasson eingeweiht wurde. Sie wurde als eine der ersten Großsporthallen Berlins auf dem inzwischen städtischen Jahn-Sportplatz (früher Hindenburg-Sportplatz des TV Jahn 1865) errichtet. Anlässlich des Jubiläums „200 Jahre Turnbewegung – 200 Jahre soziale Verantwortung“ im Jahr 2011 hat das Museum Neukölln bei Karstadt am Hermannplatz eine vielbeachtete Ausstellung zur Hasenheide präsentiert und 2017 beim Internationalen Deutschen Turnfest hat Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey vor dem Jahn-Denkmal gesprochen und dessen Umgestaltung und die Aufstellung einer Gedenktafel gefeiert.

Das Jahn-Denkmal in der Hasenheide ist ein authentischer Ort unsere Geschichte und nicht nur für mich ein „Ankerpunkt“, sich mit jungen Menschen über Demokratie, Soziale Werte, Diversität und den flüchtigen „Zeitgeist“  im 21. Jahrhundert auseinanderzusetzen.

Mit freundlichen Grüßen, gez. Manfred Nippe

 

Schreiben vom 21. März 2023 an die Fraktionen der BVV Neukölln:

Sehr geehrte Damen und Herren,

anlässlich der am 22.3.23 stattfindenden Sitzung des Ausschusses für Grünflächen, Umweltschutz, Naturschutz und Klimaanpassung soll unter TO 5 über die Umgestaltung bzw. den Abriss des Jahn-Denkmals in der Hasenheide befunden werden. Die dazu angeführte Begründung „Mit Friedrich Jahn wird an herausragender Stelle im öffentlichen Raum ein Antisemit, Nationalist, Antidemokrat, Militarist und Antifeminist geehrt“ ist wissenschaftlich und politisch unhaltbar. Aktivisten/Aktivistinnen bedienen sich hier tradierter Narrative aus der NS-Zeit und völkischer Zuschreibungen aus dem 19. Jahrhundert in Österreich.

Der Präsident des Forums für Sportgeschichte, Herr Gerd Steins, eines Mitgliedsverbandes des Landessportbundes Berlin, hat ihren Fraktionen bereits im Januar dieses Jahres den 2022 erschienenen Band „Flegel, Sonderling und Turnvater. Vom Umgang mit Friedrich-Ludwig Jahn“ des wissenschaftlichen Symposiums von 2019 zugesandt, der derartigen negativen Zuschreibungen Jahns entgegentritt und sie als Fälschungen und Fake-News entlarvt. Dazu liegt ihnen auch ein Schreiben des TuS Neukölln 1865 vor.

Ich weise in diesem Zusammenhang auch auf die Politikerreden der Jahn-Feiern von 1952 (Ernst Reuter, Robert Lehr), 1961 (Willy Brandt, Ernst Lemmer), 2017 (Brigitte Zypries, Franziska Giffey) sowie die letzten wissenschaftlichen Veröffentlichungen von Bergmann, Bartmuss/Ulfkotte und Schulke hin, die auf die streitbare Person des Turnvaters im Laufe der Geschichte eingehen und dessen Verdienste um den Vereinssport und die internationale Sportbewegung hervorheben. Als gewählter Abgeordneter der Ersten Nationalversammlung von 1848 hat Friedrich-Ludwig Jahn sich für eine demokratische Verfassung, ein vom Staat unabhängiges Vereinsrecht und die Frauenemanzipation ausgesprochen. Das wird im April/Mai 2023 in der Frankfurter Paulskirche durch den Herrn Bundespräsidenten gewürdigt.

Es kann nur empfohlen werden, weiterhin den demokratischen Diskurs zu pflegen und auf parteiische Bilderstürmerei zu verzichten.

Mit freundlichen Grüßen, gez. Manfred Nippe